Wie Blattläuse ihre Feinde täuschen
"Die Zeit, die die Wespen damit verbringen, die alten Hüllen zu untersuchen, begrenzt den Schaden, den die Läusepopulation erleidet", sagt Frédéric Muratori von der Université catholique de Louvain. Er und seine Kollegen untersuchten, wie weibliche Brackwespen (Aphidius rhopalosiphi) auf Standorte der Großen Getreidelaus (Sitobion avenae) reagierten, je nachdem ob dort Häutungshüllen der Läuse hinzugefügt wurden oder nicht. Dabei stellten sie fest, dass die abgeworfenen Häute genauso oft attackiert wurden wie die Blattläuse. Durch dieses Ablenkungsmanöver blieben mehr Blattläuse der Kolonie vor einem Parasitenbefall verschont, als in den Kolonien ohne herumliegende leere Hüllen. Aus anderen Untersuchungen ist bekannt, dass Schlupfwespen auch in die leeren Hüllen ihrer Wirte Eier absetzen.
Eine größere Ansammlung von Läusen auf engem Raum ist mit dem Nachteil verbunden, dass die Tiere leichter von Feinden entdeckt werden. Diese Gefahr wird durch die nach den Häutungen abgeworfenen Hüllen, die am gleichen Ort verbleiben, zwar noch vergrößert. Aber offenbar überwiegt der Nutzen durch den Ablenkungseffekt. Unter natürlichen Bedingungen setzen Läuse bei einem Angriff ein Pheromon frei, das als Alarmsignal wirkt. Es veranlasst die Insekten, sich von der Pflanze, die sie gerade befallen haben, einfach fallen zu lassen und so den parasitischen Wespen zu entgehen. Für diese Fluchtreaktion bleibt ihnen mehr Zeit, wenn der Feind abgelenkt ist.