Wenn Alkohol müde macht: Gen schützt vor Abhängigkeit
"Die Erforschung der Genvarianten der Alkohol abbauenden Enzyme kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten zu verstehen, warum Menschen trinken und wie wir bei problematischem Trinkverhalten helfen können", sagt Denis McCarthy von der University of Missouri in Columbia. Er und seine Kollegen analysierten die Gene der Alkohol-Dehydrogenase (ADH) im Erbgut von 91 Afroamerikanern. Aus früheren Studien war bekannt, dass Menschen dieser Bevölkerungsgruppe häufig Träger einer ADH-Genvariante sind, die das Risiko von Alkoholismus verringert. Die neuen Untersuchungen ergaben, dass die Probanden mit diesem Gentyp auf mäßigen Alkoholkonsum mit einem schnelleren Anstieg der Pulsrate reagieren und im Laufe von 2,5 Stunden deutlich größere Müdigkeit zeigen als Vergleichspersonen. "Das wäre eine Erklärung dafür, dass sie weniger trinken, denn starker Alkoholkonsum würde auf sie nicht anregend oder enthemmend wirken", sagt McCarthy.
Möglicherweise ließe sich die Schutzfunktion des Gens durch ein Medikament simulieren, das die ADH-Aktivität beschleunigt. Auf einem ähnlichen Prinzip beruht auch die Wirkung des Entwöhnungsmittels Disulfiram (Handelsname: Antabus). Es verursacht eine Unverträglichkeit gegen alkoholische Getränke, indem es den weiteren Abbau des aus Alkohol durch die ADH zunächst gebildeten Acetaldehyds hemmt. Damit ahmt es die Auswirkungen einer Aldehyd-Dehydrogenase-Genvariante nach, die bei Asiaten verbreitet ist: Bei Alkoholgenuss steigt der Acetaldehydspiegel stark an und löst Kopfschmerzen und Übelkeit aus. Die komplexen Ursachen des Alkoholismus lassen sich natürlich nicht allein auf einzelne Gene zurückführen, betonen die Forscher. An der Entwicklung der Abhängigkeit seien neben genetischen Komponenten auch verschiedene Umweltfaktoren beteiligt.