Weniger Antibiotika bei Harnwegsinfektionen
„Häufiger als viele Ärzte glauben, könnten Frauen dazu bereit sein, die Behandlung mit Antibiotika aufzuschieben“, sagt der Leiter der Studie Bart Knottnerus von der Universität von Amsterdam. Aus anderen Untersuchungen ist bekannt, dass sich bei 25 bis 50 Prozent der Frauen mit Harnwegsinfektionen die Beschwerden auch ohne Medikamente innerhalb einer Woche bessern. Denn oft reicht die natürliche Immunabwehr aus, um leichte Infektionen erfolgreich zu bekämpfen. Knottnerus und seine Kollegen werteten Daten von 137 Patientinnen aus, die wegen Beschwerden beim Wasserlassen einen Arzt aufgesucht hatten. Davon waren 37 Prozent damit einverstanden, zunächst eine Woche lang auf den üblichen Einsatz eines Antibiotikums zu verzichten. Das hielt aber nur etwa die Hälfte durch. Bei 71 Prozent von diesen waren dann die Symptome völlig oder teilweise verschwunden. In keinem Fall hatte sich die Infektion in die Nieren ausgebreitet und zu einer Pyelonephritis weiterentwickelt.
Möglicherweise sei die Bereitschaft, keine Antibiotika einzunehmen und Beschwerden auszuhalten bei Patientinnen in anderen Ländern geringer als in den Niederlanden, räumen die Forscher ein. Harnwegsinfekte zählen generell zu den häufigsten Infektionen bei Frauen. Je öfter zur Therapie Antibiotika eingesetzt werden, desto größer ist die Gefahr, dass sich resistente Bakterien entwickeln. Eine einfache aber effektive Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, wäre es daher nach Ansicht der Autoren, die Beschwerden zunächst nur mit Schmerzmitteln zu behandeln.