Wen schon die erste Zigarette abhängig macht

Forscher finden Schlüssel zur Nikotinsucht auf molekularer Ebene im Hirn - und können ihn beeinflussen
Schon die erste Zigarette kann zur Sucht führen
Schon die erste Zigarette kann zur Sucht führen
© Wissenschaft aktuell, Jan Oliver Löfken
London (Kanada) - Manch einer wird bereits mit der ersten Zigarette süchtig, während andere deutlich länger rauchen müssen, bis sie abhängig sind. Hinweise darauf, warum nicht jeder extrem anfällig für die Nikotinsucht ist, haben nun kanadische Forscher gefunden. Der Schlüssel liegt vermutlich in ganz bestimmten Verarbeitungsprozessen im Belohnungssystem des Hirns, an denen spezielle Rezeptoren für den Neurotransmitter Dopamin beteiligt sind, berichten sie im "Journal of Neuroscience". Diese Erkenntnis könnte nicht nur dabei helfen, neue Ansätze finden, um Nikotinabhängigkeit zu verhindern. Sie eröffnet eventuell ebenso Therapiemöglichkeiten für die Milderung der Entzugserscheinungen, wenn jemand versucht, mit dem Rauchen aufhören.

"Wesentlich ist, dass unsere Ergebnisse die Anfälligkeit eines Einzelnen für Nikotinabhängigkeit erklären können", erläutert Steven Laviolette von der University of Western Ontario im kanadischen London. Die Wissenschaftler konnten identifizieren, welche speziellen Dopamin-Rezeptoren genau es sind, die die Empfänglichkeit für belohnende und damit abhängig machende Eigenschaften des Nikotins regulieren. Mehr noch: Sie waren sogar in der Lage, diese Rezeptoren zu manipulieren. Darüber ließe sich möglicherweise kontrollieren, ob Nikotin als belohnend oder abstoßend empfunden wird.

Die Empfänglichkeit für die Wirkung von Nikotin beim Erstkontakt wird vermutlich im so genannten Mesolimbischen Dopamin-System gesteuert. Es war bisher aber relativ wenig darüber bekannt, wie genau dieses System die anfängliche Anfälligkeit für Nikotin kontrollieren könnte. Nikotin interagiert mit einer ganzen Reihe von Signalwegen im Hirn und produziert so belohnende und abhängig machende Effekte. Bei den ersten Kontakten mit der Substanz empfinden viele sie als hochgradig unangenehm oder sogar abstoßend und angenehme Wirkung und Abhängigkeit stellen sich erst nach einer Weile ein. Andere dagegen verspüren ein starkes Belohnungsgefühl und verfallen dem Nikotin sofort. "Diesen Unterschied wollten wir untersuchen", sagt Laviolette.

Journal of Neuroscience
Quelle: "Dopamine Signaling through D1-Like versus D2-Like Receptors in the Nucleus Accumbens Core versus Shell Differentially Modulates Nicotine Reward Sensitivity", Steven R. Laviolette et al.; The Journal of Neuroscience, (Vol. 28(32), S. 8025)


 

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