Wasserflöhe gegen Mückenplagen und Malaria & Co.

Krebstierchen im Wasser als natürliches Insektizid fressen den Mückenlarven die Nahrung weg
Kleinkrebse wie etwa Wasserflöhe können als Fresskonkurrenten Mückenlarven in Schach halten
Kleinkrebse wie etwa Wasserflöhe können als Fresskonkurrenten Mückenlarven in Schach halten
© André Künzelmann/UFZ
Leipzig - Mückenweibchen sind schnell: Sobald sich irgendwo größere Pfützen bilden oder neue Regenfässer aufgestellt werden, sind sie schon da und legen ihre Eier ab. Damit haben die Larven kaum Nahrungskonkurrenten und schlüpfen bereits ungehindert, während andere Wasserinsekten noch unterwegs sind zum neuen Nass. Jetzt zeigen Leipziger Forscher, dass gezielt ausgesetzte Wasserflöhe neue Mückenplagen bremsen können. Als natürliche Insektizide könnten sie so nicht nur unangenehme Stechmückenplagen im Hochsommer mildern oder gar verhindern. Die Fressfeind-Taktik könnte auch im Kampf gegen Krankheitserreger helfen. In den Tropen und Subtropen, wo Malaria, die Schlafkrankheit oder das West-Nil-Virus von Mücken übertragen wird, könnte dies teure oder ungesunde Chemikalieneinsätze vermeiden. Doch auch Europa könnte profitieren, wo im Zuge der Erderwärmung die ersten der geflügelten Krankheitsüberträger bereits Süddeutschland erreicht haben.

"Mücken profitieren von solchen kurzlebigen Wasseransammlungen, denn sie verlassen bereits nach ein bis zwei Wochen das Wasser als flugfähige Insekten", erklärt Sabine Duquesne vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), "Kleinkrebse benötigen hingegen benötigen mehr Zeit, um solche Lebensräume zu besiedeln." Duquesne und Kollegen hatten eine Saison lang 15 Wasserstellen im mittelelbischen Roßlauer Oberluch beobachtet. In dem Biosphärenreservat wollten sie natürliche Mechanismen gegen die Mückenplage erforschen. Fazit der Studie: Mückenlarven und die konkurrierenden Krebstierchen können nicht gleichzeitig denselben Lebensraum erfolgreich besiedeln. Kommen im Wassertümpel auch Krebstierchen vor, etwa Wasserflöhe, so entwickeln sich dort wesentlich weniger Mückenlarven als in Tümpeln ohne diese Konkurrenz. In zwei Testprojekten in Deutschland und in Afrika zeigte die Methode bereits Wirkung. Die Forscher arbeiten an einer Patentierung.

Mücken haben durch ihre Flügel einen deutlichen Vorteil, wenn es ums Besiedeln neuer Lebensräume geht. Da sich die Larven komplett im Wasser entwickeln, bevorzugen die Weibchen für die Eiablage flache Wasserstellen, in denen keine Fische, Frösche oder ähnliche Fressfeinde leben. Solche Pfützen entstehen oft kurzfristig durch Überschwemmungen oder starke Regenfälle. Andere wasserlebende Insekten benötigen für den Weg zu solch neuen Lebensräumen Transporthilfe durch den Wind oder andere Tiere. "Wenn man die Krebstierchen gezielt in potenzielle Mückenbrutplätze ausbringt, kann man ihren Entwicklungsnachteil ausgleichen", so Duquesne.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: UFZ


 

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