Warum Väter und Mütter länger leben als Kinderlose

Alte Menschen profitieren von der Unterstützung durch ihre Kinder – es könnte aber noch andere Gründe für den Zusammenhang geben
Kinder wirken lebensverlängernd.
Kinder wirken lebensverlängernd.
© waldryano / pixabay.com, CC0 1.0 Universell (CC0 1.0), https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de
Stockholm (Schweden) - Wer mindestens ein Kind hat, lebt länger. So haben 60-jährige Mütter und Väter eine bis zu zwei Jahre höhere Lebenserwartung als Gleichaltrige, die kinderlos geblieben sind. Mit zunehmendem Alter wird dieser Zusammenhang immer deutlicher, berichten schwedische Forscher. Ihre Beobachtungsstudie bestätigt die Annahme, dass ein enger Kontakt zu den Kindern und deren Unterstützung die verlängerte Lebenszeit erklärt. Doch im Gegensatz zu den Ergebnissen anderer Untersuchungen profitierten die schwedischen Frauen und Männer von einer Tochter nicht stärker als von einem Sohn, schreiben die Wissenschaftler im „Journal of Epidemiology & Community Health“. Es sei zudem nicht auszuschließen, dass neben fehlender familiärer Fürsorge auch andere Faktoren zum früheren Tod kinderloser Menschen beitragen könnten.

Dass kinderlose Frauen und Männer erst gegen Ende ihres Lebens unter mangelnder Unterstützung leiden, stehe im Einklang mit Erkenntnissen aus anderen Studien, erklären Karin Modig vom Karolinska Institut in Stockholm und ihre Kollegen. Sie werteten Daten sämtlicher mehr als 1,4 Millionen zwischen 1911 und 1925 in Schweden geborenen Menschen aus, die auch in ihrem Geburtsland gestorben waren. Zahl und Geschlecht der Kinder, die Entfernung ihres Wohnorts von dem der Eltern sowie Bildungs- und Familienstand der Väter und Mütter waren von besonderem Interesse. Ab einem Alter von 60 wurde für jedes Lebensjahr die Sterberate ermittelt. Der lebensverlängernde Effekt eines Kindes war bei Männern etwas stärker ausgeprägt als bei Frauen und verstärkte sich im höheren Alter. Ein 80-jähriger Vater hatte ein jährliches Sterberisiko von 7,4 Prozent, bei einem kinderlosen Mann dieses Alters waren es 8,3. Dabei spielte für Menschen mit nur einem Kind dessen Geschlecht keine Rolle. Auch ob Vater oder Mutter allein oder mit einem Partner zusammenlebten, war kaum von Bedeutung.

Die naheliegende Erklärung des statistischen Zusammenhangs beruht darauf, dass die Fürsorge des Kindes die Gesundheit von Vater und Mutter im Alter verbessert und eine soziale Isolation verhindert. Die Studie kann eine solche kausale Beziehung allerdings nicht beweisen. Es wäre unter anderem auch möglich, dass Menschen, die ein Kind aufziehen, einfach gesundheitsbewusster – und deshalb länger – leben, schreiben die Forscher. Obwohl erwachsene Töchter im Vergleich zu Söhnen bekanntlich einen engeren und regelmäßigeren Kontakt zu ihren Eltern pflegen, hatte das Geschlecht des Kindes keinen Einfluss auf die Lebenserwartung. Das könnte damit zusammenhängen, dass sich im Rahmen des schwedischen Gesundheitssystems Söhne und Töchter gleichermaßen um die medizinische Betreuung der Eltern kümmern. Außerdem helfen oft die Schwiegertöchter bei einer nötigen Betreuung mit, wodurch eine geringere Unterstützung durch den Sohn ausgeglichen würde.

Überraschenderweise wirkte sich die Entfernung zwischen den Wohnorten von Kind und Eltern nicht auf die Sterberate aus. Wenn die Unterstützung durch die Kinder von entscheidender Bedeutung ist, sollten Eltern, deren Kinder in der Nähe wohnen, eine höhere Lebenserwartung haben. Eine mögliche Erklärung dafür wäre, dass Kinder, die weiter weg wohnen, eher einen höheren Bildungsstand haben, und deswegen die Eltern auch aus der Ferne auf verschiedene Weise effektiv unterstützen.

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