Wach dank Hunger

Hunger hält Fruchtfliegen wach, ohne unangenehme Begleiterscheinungen wie Abgeschlagenheit und Lerndefizite
St. Loius (USA) - Jeder kennt wohl den Effekt, nach einem üppigen Mahl müde und träge zu sein - humorvoll auch als Fressnarkose bezeichnet. Der Umkehrschluss gilt allerdings offenbar auch: Eine denkbar simple und überraschend effektive Methode, um nicht einzuschlafen, ist laut US-Forschern - Hunger. Hungrig zu sein erleichtert es, wach zu bleiben, und zwar ohne die mentalen Beeinträchtigungen, wie sie bei schlichtem Schlafentzug vorkommen, etwa Lernschwierigkeiten oder Abgeschlagenheit. Das haben die Biologen zumindest bei Fruchtfliegen beobachten können, berichten sie im Fachblatt "PLoS Biology". Eine entscheidende Rolle dabei, diese Prozesse zu regulieren und vor den üblichen Nachteilen andauernden Wachseins zu schützen, kommt demnach dem Fettstoffwechsel zu.

"Die wesentlichen Medikamente, die wir besitzen, um Menschen in Schlaf zu versetzen oder wach zu halten, setzen alle an einer kleinen Anzahl von Signalwegen im Hirn an, die allesamt mit Signalübertragung zu tun haben", erläutert Paul Shaw von der Washington University School of Medicine in St. Louis. "Die Fettverarbeitung mit Medikamenten zu modifizieren, bietet uns womöglich einen neuen Ansatz, Schlafprobleme anzugehen, der effektiver ist oder weniger Nebenwirkungen hat." Shaw und seine Kollegen hatten bei Fruchtfliegen beobachtet, dass Hungern es dem Verlangen nach Nahrung erlaubt, das Bedürfnis nach Schlaf hinten an zu stellen.

Wie auch etwa Menschen oder Ratten, können Fruchtfliegen ohne Schlaf nicht überleben. Bei Schlafentzug durch Hunger erlebten Fruchtfliegen, die genetisch verändert und dadurch besonders empfindlich für Schlafentzug waren, aber keine der negativen Folgen, die verlängerte Wachphasen sonst auslösen. Die Insekten litten zum Beispiel nicht unter Beeinträchtigungen beim Lernen und konnten zudem beinahe dreimal länger ohne Schlaf überleben als normalerweise, beobachteten Shaw und seine Kollegen. Die Biologen konnten zeigen, dass an dem Effekt ein Protein beteiligt ist, das die Insekten brauchen, um die Speicherung und Nutzung bestimmter Fette zu regeln. Auch stellten sie fest, dass ein ähnlicher Effekt wie der durch Hungern entsteht, wenn ein Gen namens Lsd2 ausgeschaltet wird, das an diesen Stoffwechselvorgängen beteiligt ist.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "The Perilipin Homologue, Lipid Storage Droplet 2, Regulates Sleep Homeostasis and Prevents Learning Impairments Following Sleep Loss", Paul J. Shaw et al.; PLoS Biol ( 8(8): e1000466. doi:10.1371/journal.pbio.1000466)


 

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