Von Bienen und Blüten: Manche Pollen schmecken nicht

"Unseres Wissens ist das der erste eindeutige experimentelle Nachweis dafür, dass Bienen ihren Stoffwechsel an chemische Eigenschaften bestimmter Pollenarten anpassen müssen", sagt Claudio Sedivy vom Institut für Agrarwissenschaften der ETH Zürich. Im Gegensatz zu anderen Bestäubern begnügen sich Bienen nicht mit dem angebotenen Blütennektar, sondern nutzen auch den Pollen als Nahrungsquelle. Sie können bis zu 90 Prozent des Pollens einer Blüte aufnehmen. Der größte Teil davon dient nicht der Bestäubung, sondern wird zum Nest gebracht oder selbst verspeist. Um eine einzige Larve zu ernähren, müssen manche Bienen einige Hundert Blüten besuchen. Deshalb haben die Pflanzen eine Vielzahl von Blütenstrukturen entwickelt, die es den Bienen erschweren sollen, zu viel Pollen zu sammeln, sagt Sedivy. Die neue Arbeit zeige nun, dass die Chemie der Pollenkörner mindestens genauso wichtig sein könnte, um ihren Verlust zu begrenzen.
Zunächst sammelte das Forscherteam unter Einsatz von Bienenarten, die sich auf nur eine Art von Blütenpflanzen spezialisiert haben, sortenreine Pollen von Hahnenfuß, Natternkopf, Ackersenf und Rainfarn. Dann untersuchten sie, ob zwei Arten von Mauerbienen, die generell ein größeres Spektrum verschiedener Blüten besuchen, diese vier Pollensorten als Nahrung verwerten. Dazu fütterten die Forscher Larven der Roten Mauerbiene (Osmia bicornis) und der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta) mit einer Pollensorte. Dabei ergaben sich starke Unterschiede in der Verwertbarkeit. Während sich O. cornuta-Larven mit Natternkopfpollen gut entwickelten, starben sie nach einigen Tagen, wenn sie nur Hahnenfußpollen erhielten. Genau umgekehrt reagierten die Larven der Roten Mauerbiene. Dagegen verwerteten beide Bienenarten gleichermaßen Pollen des Ackersenfs und überlebten nicht, wenn nur Rainfarnpollen zur Verfügung stand. Die Ursache dafür, dass verschiedene Pollensorten je nach Bienenart unterschiedlich verwertbar sind, ist noch unbekannt. Weltweit gibt es 20.000 - 30.000 Bienenarten. Mauerbienen zählen zu den Solitärbienen, die je nach Art in Mauern, Erde oder morschem Holz ihre Nester anlegen, in welchen sich die Larven entwickeln.