Vögel erkennen Verwandte am Geruch
Mit der Fähigkeit zu riechen verringere sich die Wahrscheinlichkeit, beim Erkennen von Verwandten Fehler zu machen, schreiben die Biologen um Barbara Caspers von der Universität Bielefeld. Die Unterscheidung zwischen verwandten und fremden Artgenossen aufgrund von Lautäußerungen oder sichtbaren Merkmalen ist nicht immer eindeutig und kann erst zu einem späteren Zeitpunkt nach dem Schlüpfen erlernt werden. Dagegen ist der von Eltern und Geschwistern erzeugte Nestgeruch unmittelbar nach dem Schlüpfen – vielleicht sogar schon vorher – wahrnehmbar. Es sei möglich, so die Forscher, dass frisch geschlüpfte Vögel sofort auf den Familiengeruch geprägt werden, falls die Erkennung über den Geruch nicht sogar angeboren ist.
Für ihre Versuche nahmen die Biologen jeweils ein etwa zwei Tage altes Küken von Zebrafinken (Taeniopygia guttata) aus seinem Nest und setzten es in ein fremdes Nest mit gleichaltrigen Küken. Dort blieb es als Pflegekind drei Wochen lang, bis es flügge war. Dann testeten die Forscher seine Reaktion auf Nestmaterial aus dem elterlichen Nest und aus dem Nest der Pflegeeltern. Als Kontrolle diente das Verhalten eines Vogels, der im gleichen Nest wie das Pflegekind aufgezogen wurde. Die Finken bevorzugten eindeutig den Geruch des Nestes, in dem sie geschlüpft waren, auch wenn sie die meiste Zeit ihres Lebens im anderen Nest verbracht hatten. Die im elterlichen Nest gebliebenen Vögel reagierten auf den eigenen Nestgeruch umso stärker, je größer die Zahl der Geschwister im Nest gewesen war. Offenbar produziert die größere Geschwisterschar einen stärkeren Familiengeruch, der dann auch durch ein nicht verwandtes Pflegekind weniger stark „verunreinigt“ wird.