Verstellte Stimme macht nicht attraktiver

Durch Vortäuschen einer tieferen Stimmlage wirkt ein Mensch zwar dominanter, verbessert aber nicht seine stimmliche Anziehungskraft auf das andere Geschlecht
Hamilton (Kanada) - Eine hohe Stimme von Frauen und eine tiefe Stimme von Männern wirken attraktiv auf das jeweils andere Geschlecht. Doch die eigene Attraktivität lässt sich nicht dadurch steigern, dass man bewusst in eine noch höhere oder tiefere Stimmlage wechselt, haben kanadische Forscher jetzt festgestellt. Wer allerdings, statt mit natürlicher Stimme zu sprechen, bewusst eine tiefere Stimmlage wählt, wird von anderen als dominanter empfunden. Und wenn Männer mit unnatürlich hoher Stimme sprechen oder Frauen sich mit tieferer Stimme als normalerweise äußern, verringern sie ihre Chancen beim anderen Geschlecht, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Animal Behaviour“.

„Unsere Studie zeigt erstmals, dass eine bewusste Manipulation der Stimmlage die Attraktivität der Stimme nicht verbessert“, schreiben David Feinberg von der McMaster University in Hamilton und Kollegen. Die tiefe Stimme des Mannes ist ein hormongesteuertes, geschlechtstypisches Merkmal, das Frauen Männlichkeit, Kraft und Gesundheit signalisiert. Die hellere Stimme der Frau zeigt einen hohen Östrogenspiegel an und ist verbunden mit Fruchtbarkeit und weiblichen Körpermaßen. Die Forscher gingen der Frage nach, wie zuverlässig das über die Stimmhöhe vermittelte biologische Signal für einen potentiellen Sexualpartner ist und wie seine willkürliche Veränderung auf Menschen desselben Geschlechts wirkt.

Für ihre Studie zeichneten sie Stimmen von acht jungen Frauen und Männern auf. Jeder sprach einzelne Vokale auf gewohnte Weise, sowie in unnatürlicher höherer und tieferer Tonlage. 104 Frauen und 110 Männer im Alter zwischen 18 und 19 Jahren beurteilten dann, welche von jeweils zwei Tonaufnahmen derselben Person attraktiver wirkte. In einer zweiten Versuchsreihe sollten andere Probanden entscheiden, welche von jeweils zwei präsentierten Stimmen ihnen dominanter erschien.

Das Ergebnis zeigte, dass es beiden Geschlechtern nicht möglich ist, durch Vortäuschung einer vorteilhafteren Stimmlage ihre stimmliche Attraktivität zu erhöhen. Andererseits empfanden Männer und Frauen die Stimme einer Person ihres eigenen Geschlechts als dominanter, wenn sie bewusst zu tieferen Frequenzen hin verändert wurde. Offenbar ist es also durchaus möglich, durch Sprechen in einer Tonlage, die tiefer ist als normal, einen Rivalen desselben Geschlechts zu beeindrucken. Ein möglicher Sexualpartner lässt sich dagegen durch „gefälschte“ akustische Signale nicht so leicht täuschen.

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