Vampire auf Blutsuche

Bluttrinkende Fledermäuse spüren Venen mithilfe wärmeempfindlicher Eiweißmoleküle auf
Der Gemeine Vampir - Desmodus rotundus
Der Gemeine Vampir - Desmodus rotundus
© Dr. Pascual Soriano
San Francisco (USA) - Vampire finden die optimalen Stellen zum Zubeißen mithilfe einer Art Infrarotsensors, der in grubenförmigen Organen an der Nase liegt. Wie dieser Wärmesinn der südamerikanischen Fledermäuse exakt arbeitet, konnten US- und südamerikanische Biologen nun ausmachen: Ein spezieller, wärmeempfindlicher Eiweißkomplex namens TRPV1 erlaubt es den Vampirfledermäusen, die Venen anhand feiner Temperaturunterschiede unter der Haut zu erkennen, berichten sie im Fachblatt "Nature".

"Vampirfledermäuse ernähren sich von Blut und es ist nützlich für sie, einen Infrarotdetektor zu haben, um den Blutkreislauf zu finden", erläutert David Julius von der University of California in San Francisco. Dass Vampirfledermäuse die Wärmeabstrahlung der Blutgefäße mithilfe spezialisierter, an der Nase gelegener Grubenorgane erkennen können, ist seit Jahren bekannt. Wie genau dies vor sich geht, war bislang allerdings ein Rätsel. Julius und seine Kollegen hatten Gewebeproben der Nasenregion von Vampirfledermäusen aus Venezuela genetisch analysiert und waren dabei der Funktion von TRPV1 auf die Spur gekommen. Bei den bluttrinkenden Tieren liegt eine besondere Variante des Proteins vor, stellten sie fest: Für gewöhnlich wird der Ionenkanal TRP1 bei Temperaturen von mehr als 43 Grad Celsius aktiviert. Doch bei Vampirfledermäusen reagiert er speziell auf niedrigere Temperaturen um die 30 Grad Celsius und hilft den Tieren so, schnell und effizient die Blutgefäße zu finden.

Ganz ähnliche Moleküle finden sich bei vielen anderen Tieren und auch beim Menschen - etwa in der Haut, den Augen oder im Mund, wo sie für die Empfindung von Schmerz zuständig sind. Auch Capsaicin zum Beispiel, das für die Schärfe von Chilis sorgt, spricht diese Molekülklasse an. Die Entdeckung erlaubt es den Forschern aber nicht nur, diesen speziellen Sinn der Tiere besser zu verstehen. Die genaue Analyse der Proteinsequenz des Ionenkanals im Vergleich zu den Varianten bei anderen Säugern ermöglicht es außerdem, die systematische Einordnung der Vampirfledermäuse - mit viel näherer Verwandtschaft zu Hunden, Kühen und Maulwürfen als zu Nagern - zu bestätigen.

Der Gemeine Vampir (Desmodus rotundus) ernährt sich ausschließlich von Blut und benötigt alle ein bis zwei Tage eine Blutmahlzeit. Die Fledermäuse jagen ausschließlich nachts und schlagen mit ihren rasiermesserscharfen Zähnen kleine Wunden in die Haut ihrer Beute - die meistens schlicht weiter schläft. Das aus der Wunde tropfende Blut lecken sie auf. Gerinnungshemmende Substanzen im Speichel verhindern dabei, dass die Blutgerinnung einsetzt.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Ganglion-specific splicing of TRPV1 underlies infrared sensation in vampire bats", David Julius et al.; Nature (doi:10.1038/nature10245)


 

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