Uralte Flusslandschaft im Nordatlantik entdeckt
"Wir können zeigen, dass die Landschaft in drei separaten Schritten von 200 bis 400 Metern über den Meeresspiegel gehoben wurde", schreiben Ross A. Hartley und seine Kollegen von den Bullard Laboratories in Cambridge. Zu diesem Ergebnis gelangten sie dank der Aufzeichnung von reflektierten seismischen Wellen, mit denen sich der Meeresboden quasi durchleuchten ließ. So förderte offenbar gegen Ende des sogenannten Paläozäns – die Dinosaurier waren bereits seit wenigen Millionen Jahren ausgestorben – der schlotartige Island-Plume genug Material aus dem etwa 2850 Kilometer tiefen Erdmantel gen Oberfläche, um die Region aus dem Wasser zu heben.
Etwa in der gleichen Erdepoche kam es zu einer deutlichen Klimaerwärmung. Die große Aktivität des Island-Plumes könnte daran auch seinen Anteil haben. Denn wahrscheinlich taute gefrorenes Methaneis im sich hebenden Meeresboden auf und setzte große Methanmengen – ein Treibhausgas, das 23-mal so effizient ist wie Kohlendioxid – in die Atmosphäre frei.
Allzu lange konnten Wind und Wetter diese Flusslandschaft allerdings nicht über Erosionsprozesse formen. Denn nach etwa einer Million Jahre ließ die Aktivität des Island-Plumes nach und die Region versank wieder im Meer. Heute beträgt die Wassertiefe des Nordatlantiks zwischen Orkney-Inseln und Grönland etwa 900 Meter. Auch wenn der Island-Plume heute ruhiger ist als vor 55 Millionen Jahren, liegt in ihm der Ursprung des heutigen Islands. Die Atlantik-Insel entstand vor etwa 20 Millionen Jahren und stellt heute eine der aktivsten Vulkanregionen der Erde dar wie vergangenes Jahr der Ausbruch des Eyjafjallajökull folgenreich belegte.