Unfruchtbare Männer sterben früher

Eine gestörte Spermienproduktion könnte ein Hinweis auf eine lebensverkürzende chronische Krankheit sein
Das Sperma eines zeugungsfähigen Mannes enthält eine hohe Zahl schnell beweglicher, nicht deformierter Spermien.
Das Sperma eines zeugungsfähigen Mannes enthält eine hohe Zahl schnell beweglicher, nicht deformierter Spermien.
© Shutterstock, Bild116212042
Stanford (USA) - Männer mit schlechter Spermaqualität sterben im Durchschnitt früher als Männer mit normaler Zeugungsfähigkeit. Bei geringer Zahl und schwacher Beweglichkeit der Spermien stieg das Sterberisiko im Zeitraum einer achtjährigen Studie um mehr als das Doppelte, berichten amerikanische Forscher. Eine Erklärung für den Zusammenhang gibt es noch nicht. Möglicherweise schädigt eine noch unerkannte chronische Krankheit die Spermienproduktion und führt in ihrem weiteren Verlauf zu einem frühen Tod, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Human Reproduction”. Eine schlechte Qualität der Samenflüssigkeit könnte daher ein früher Hinweis auf eine Erkrankung sein, die sich erst später auf andere Weise bemerkbar macht.

„Wir haben es zwar nicht nachgewiesen, aber es wäre plausibel, dass die Unfruchtbarkeit durch bestehende generelle Gesundheitsprobleme verursacht wurde“, sagt Michael Eisenberg von der Stanford University School of Medicine. Es sei aber auch vorstellbar, dass die Vaterschaft auf Gesundheit und Lebenserwartung einen stark positiven Effekt hat, der kinderlosen Männern fehlt. Zusammen mit seinen Kollegen wertete Eisenberg Daten von knapp 12.000 amerikanischen Männern aus, die in einer Klinik ihre Zeugungsfähigkeit untersuchen ließen. Die Männer waren im Schnitt 37 Jahre alt. Im Verlauf von etwa acht Jahren starben 69 von ihnen. Wurden mindestens zwei der untersuchten Merkmale – darunter Gesamtzahl, Konzentration und Beweglichkeit der Spermien sowie das Volumen des Spermas – als Ursache einer Unfruchtbarkeit erkannt, stieg das Sterberisiko im Untersuchungszeitraum auf das 2,3-Fache im Vergleich zu Männern mit normalen Werten. Für die statistische Auswertung wurden Alter und bekannte Erkrankungen beim ersten Besuch der Klinik berücksichtigt.

Um die Ursache des vorzeitigen Todes zu ermitteln, seien neue Studien nötig. Begleitende Messungen von Blutdruck, Hormonspiegel oder Blutzuckerwerten könnten dazu hilfreich sein, schreiben die Forscher. Auch Angaben zum Lebensstil – die in der vorliegenden Studie nicht verfügbar waren – wären nützlich. So sei bekannt, dass Rauchen und mangelnde körperliche Aktivität sowohl die Spermaqualität als auch den generellen Gesundheitsstatus beeinträchtigen. Ein genetischer Defekt oder ein zu geringer Testosteronspiegel könnte sich ebenfalls gleichzeitig negativ auf Fruchtbarkeit und längerfristige Gesundheit auswirken.

In den Industrieländern leidet nach Angaben der Autoren etwa jedes siebte Paar unter unerfülltem Kinderwunsch. In 30 bis 50 Prozent der Fälle liegt die Ursache der Unfruchtbarkeit beim Mann.

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