Überraschende Nebenfunktion: Schweißdrüsen fördern die Wundheilung

„Nachdem wir einen Schlüsselprozess der Wundheilung entdeckt haben, können wir neuartige Behandlungen mit Wirkstoffen prüfen, die auf die Schweißdrüsen abzielen“, sagt Laure Rittié von der University of Michigan in Ann Arbor. Aus Tierexperimenten war bekannt, dass sich nach einer größeren Hautverletzung, ausgehend vom Wundrand und von Stammzellen der Haarfollikel, neue Hautzellen bilden, die die Wunde schließen. Beim Menschen ist das anders. Das zeigten Rittié und ihre Kollegen, indem sie mit einem Infrarot-Laser erzeugte Hautwunden an den Unterarmen von Männern und Frauen untersuchten. Über einen Zeitraum von einer Woche entnahmen sie Gewebeproben und verfolgten den Heilprozess. Dabei stellte sich heraus, dass die Hauptmenge der neuen Hautzellen aus den sogenannten ekkrinen Schweißdrüsen hervorging. Dieser Drüsentyp kommt sowohl in behaarten als auch in unbehaarten Hautregionen vor und dient der Temperaturregulation durch Schwitzen.
„Beim Menschen heilt die Haut auf einzigartige Weise, ganz anders als bei anderen Säugetieren“, sagt Rittié. Die menschliche Haut enthält sehr viel mehr Schweißdrüsen als Haarfollikel oder Talgdrüsen. Daher ermöglicht die Nutzung des Stammzellreservoirs der Schweißdrüsen eine besonders effektive Regeneration der verletzten Haut. Jetzt suchen die Forscher nach Wirkstoffen, mit denen Stammzellen aktiviert werden können, um schlecht heilende Wunden zu behandeln. Möglicherweise gelingt es auch, diese Zellen aus den Schweißdrüsen der gesunden Haut von Patienten anzuzüchten, sie im Labor zu vermehren und dann in chronische Wunden zu transplantieren.