Tauschgeschäfte mit Fleischeslust

Konkrete Beobachtungen belegen Hypothese: Schimpansen tauschen tatsächlich Fleisch gegen Sex
Die Schimpansendame Isha mit einem Stück Fleisch, dass sie von einem Verehrer bekommen hat
Die Schimpansendame Isha mit einem Stück Fleisch, dass sie von einem Verehrer bekommen hat
© Cristina M. Gomes
Leipzig - Schimpansendamen sind eindeutig bestechlich: Sie geben Sex für leckeres Fleisch. Mit Männchen, die sie über längere Zeit mit Fleischmahlzeiten versorgen, paaren sie sich häufiger. Diese fleischlichen Tauschgeschäfte haben Primatenforscher vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie bei wildlebenden Schimpansen beobachtet. Mit ihrer Untersuchung, über die sie im Fachblatt "PLoS ONE" berichten, bestätigen sie die "Fleisch-gegen-Sex-Hypothese", für die es zuvor kaum konkrete Beobachtungen und Belege gab.

"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass wilde Schimpansen Fleisch gegen Sex tauschen und zwar auf einer langfristigen Basis", erläutert Cristina Gomes. "Männchen, die Fleisch mit Weibchen teilten, verdoppelten ihren Paarungserfolg, während Weibchen, die Schwierigkeiten hatten selbst Fleisch zu erlangen, ihre Kalorienaufnahme erhöhten, ohne die energetischen Kosten und potenziellen Verletzungsrisiken einer Jagd auf sich nehmen zu müssen." - "Unsere Ergebnisse tragen zu der ständig wachsenden Annahme bei, dass Schimpansen in der Vergangenheit und in der Zukunft denken können und dass dies ihr gegenwärtiges Verhalten beeinflusst", ergänzt Christophe Boesch die Ausführungen seiner Kollegin.

Zwischen 2003 und 2006 hatten die Forscher im Taï National Park der Elfenbeinküste eine Gruppe Schimpansen in freier Wildbahn beobachtet. In der Gemeinschaft lebten während des Beobachtungszeitraums 49 Tiere, darunter 5 erwachsene Männchen und 14 erwachsene Weibchen. Schimpansendamen paaren sich häufiger mit Männchen, die ihre Fleischbeute mit ihnen teilen, als mit Artgenossen, die ihnen kein Fleisch abgaben, fanden die Forscher. Das legt nahe: Fleisch mit einem Weibchen zu teilen verbessert den Paarungserfolg eines Männchen. Zwar teilten sie grundsätzlich eher mit empfängnisbereiten Weibchen, doch selbst wenn die Wissenschaftler diese Episoden aus ihrer Analyse ausschlossen, änderte das nichts an dem Ergebnis.

Aus ihren Beobachtungen schließen die Forscher, dass nicht allein kurzfristige Tauschgeschäfte eine Paarungsgrundlage sind, sondern längerfristige Handelsbeziehungen. "Frühere Studien haben möglicherweise deshalb keinen Zusammenhang zwischen Paarungserfolg und Fleischteilen gefunden, weil sie sich auf kurzfristigen Austausch konzentrierten", vermutet Gomes. Eine andere Möglichkeit sei, dass Weibchen in diesen Gruppen von Männchen genötigt wurden und keine freie Partnerwahl bestand.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Wild Chimpanzees Exchange Meat for Sex on a Long-Term Basis", Gomes CM, Boesch C; PLoS ONE (4(4): e5116. doi:10.1371/journal.pone.0005116)


 

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