Tanz auf der Mistkugel

Mistkäfer klettern vor dem Wegrollen ihrer Kugel hinauf und orientieren sich durch eine Drehung um die eigene Achse
Mistkäfer beim Tanz auf der Kugel
Mistkäfer beim Tanz auf der Kugel
© Emily Baird et al. (2012) The Dung Beetle Dance: An Orientation Behaviour? PLoS ONE DOI:10.1371/journal.pone.0030211
Lund (Schweden) - Oft vollführen Mistkäfer auf einer frisch gerollten Mistkugel eine Art Ritual: Sie klettern hinauf und drehen sich dort oben um die eigene Achse, bevor sie mit ihrer wertvollen Beute von dannen ziehen – und das auf direktem Weg fort vom Kothaufen und möglichst hurtig. Der kurze Tanz auf ihrer Kugel hilft den Insekten vermutlich bei der Orientierung zur Planung der Fluchtroute. Denn die Konkurrenz an der Quelle ist groß. Wenn es um den begehrten Kot geht, scheuen sich Artgenossen nicht, eine bereits fertig gerollte Kugel zu entwenden und sich so einen Haufen Arbeit zu sparen. Deutliche Hinweise auf den Sinn des ungewöhnlichen Verhaltens haben schwedische Biologen in einer Reihe von Experimenten gefunden, die sie im Fachblatt „PLoS ONE“ präsentieren.

„Der charakteristische Tanz, den Mistkäfer vollziehen, bevor sie ihre Mistkugel vom Kothaufen wegrollen oder nachdem sie während des Rollens gestört wurden, stellt einen Orientierungsmechanismus dar“, vermuten Emily Baird von der Universität Lund und ihre Kollegen. „Er ermöglicht es den Käfern, einen ersten Kurs festzulegen und diesen ursprünglichen Kurs wieder zu erlangen, falls sie eine versehentliche Störung erleben“, schreiben die Biologen. Auf einer Farm in Südafrika hatten sie in einer Reihe unterschiedlicher Versuche das Verhalten von Käfern der Art Scarabaeus nigroaeneus analysiert und untersucht, welche Umstände den Tanz auf der Mistkugel auslösen können.

Die Forscher beobachteten unter anderem: Bevor sie sich vom Kothaufen entfernten, vollführten 19 von 31 Mistkäfern und damit rund 60 Prozent zunächst den typischen Tanz. Allerdings sei gut denkbar, dass sich die übrigen Käfer bereits einen Überblick verschafften, während sie die Kugel formten. Auch unterschiedliche Störungen auf dem direkten Kurs weg vom Kothaufen, konnten den Tanz auslösen. Trafen die Insekten auf ihrem Weg etwa auf ein Hindernis, kletterten alle auf ihre Kugel und drehten sich – vermutlich um die Orientierung aufzufrischen. Das Manöver hilft aber offensichtlich nicht dabei, ein Hindernis zu erkennen und zu umgehen, denn auch nach dem Tänzchen liefen sie einfach erneut gegen die blockierte Klappe in dem von den Forschern angelegten Gang. Außerdem brachte auch ein plötzliches Abfallen des Untergrundes um fünf Zentimeter die Hälfte der in diesem Teilversuch beobachteten Käfer dazu, erneut auf die Kugel zu steigen und sich um die eigene Achse zu drehen. Auch wenn die Biologen die Mistkäfer über einen breiten, aber deutlich gebogenen Gang vom geraden Kurs abbrachten oder im Versuchsaufbau den Stand der Sonne mit Hilfe eines Spiegels manipulierten, konnte dies das Verhalten auslösen.

Aufgrund ihrer Beobachtungen vermuten die Biologen, dass der Tanz auf der Kugel der Orientierung dient. Von dem erhöhten Standpunkt aus können sich die Käfer selbst im Grasland einen Überblick über Orientierungshilfen wie Landmarken oder die Sonne verschaffen und danach effektiven Abstand zwischen sich und den Misthaufen bringen und damit mögliche Widersacher rasch hinter sich lassen. Gleichzeitig befinden sie sich in einer guten Verteidigungsposition gegen etwaige Angreifer, die es auf ihre Mistkugel abgesehen haben.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: “The Dung Beetle Dance: An Orientation Behaviour?”, Emily Baird et al.; PLoS ONE 7(1): e30211. DOI:10.1371/journal.pone.0030211


 

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