Tabakerhitzer auch nicht gesünder als Zigarette

Lungenzellen werden genauso stark geschädigt wie beim klassischen Rauchen
Ob Rauch oder Dampf - harmlos ist Tabakqualm nie
Ob Rauch oder Dampf - harmlos ist Tabakqualm nie
© Creative Commons CC0 Public Domain, tookapic
Sydney (Australien) - Nur erhitzen statt verbrennen – als vermeintlich sichere Alternative zur Zigarette und E-Zigarette werden sogenannte Tabakerhitzer stark beworben. Und die Werbung verspricht so einiges: kein Rauch, sondern Dampf, also auch kein Gestank. Damit soll Rauchen gesünder sein als der Konsum herkömmlicher Zigaretten und das bei unverfälschtem Tabakgenuss. Klingt vielversprechend, ist von „gesünder“ allerdings weit entfernt. So zeigt ein direkter Vergleich, den Forscher aus Australien und Indien im Fachblatt „ ERJ Open Research“ präsentieren: Auch wenn der Tabak lediglich erhitzt und nicht verbrannt wird, schädigt der Dampf Lungenzellen genauso stark wie herkömmlicher Zigarettenrauch und ist auch nicht unbedenklicher als der Dampf von E-Zigaretten.

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass alle drei [Wege des Tabakkonsums] toxisch für die Zellen unserer Lungen sind und dass diese neuen Tabakerhitzer genauso schädlich sind wie traditionelle Zigaretten“, erläutert Pawan Sharma von der University of Sydney, Seniorautor der Studie. Sein Kollege und Erstautor Sukhwinder Sohal von der University of Tasmania fügt hinzu: „Es kam ganz klar heraus, dass die neueren Produkte keineswegs weniger schädlich für die Lungenzellen sind als konventionelle Zigaretten oder E-Zigaretten.“ Die Forscher und ihre Kollegen hatten in der Zellkultur die Wirkung dieser drei Nikotinquellen auf zwei Arten von Zellen aus der menschlichen Lunge getestet. Sie setzten die Zellen unterschiedlichen Konzentrationen von Zigarettenrauch, Dampf aus E-Zigaretten sowie dem aus Tabakerhitzern aus und schauten sich an, ob diese Behandlung die Zellen schädigte und deren normale Funktion beeinträchtigte.

„Wir wissen, das Schädigungen dieser zwei Lungenzelltypen das Lungengewebe zerstören und zu schweren Erkrankungen wir COPD, Lungenkrebs und Lungenentzündung führen sowie das Asthmarisiko erhöhen können“, so die Forscher. Sowohl in geringer als auch in hoher Dosis wirkten Zigarettenrauch wie auch der Dampf aus den Tabakerhitzern hochgradig toxisch auf die Lungenzellen. Unter anderem erhöhten sich oxidativer Stress und Entzündungsprozesse. Die Ergebnisse zeigen eindeutig: Die gerne als gesündere und sichere Alternative beworbenen Tabakerhitzer sind alles andere als harmlos. Der Dampf aus E-Zigaretten dagegen erwies sich hauptsächlich in höheren Konzentrationen als schädlich – dennoch sind auch diese keineswegs unbedenklich.

„Diese neuartigen Tabakerhitzer werden damit beworben, dass sie 95 Prozent weniger toxische Substanzen erzeugen – weil Tabak nur erhitzt und nicht verbrannt wird“, erläutert Charlotta Pisinger vom Tobacco Control Committee der European Respiratory Society, die nicht an der Studie von Sharma und Kollegen beteiligt war, die aktuellen Hintergründe. Erste unabhängige Studien hätten aber gezeigt, dass sehr wohl giftige Substanzen entstehen – manche in höheren, andere in niedrigeren Mengen als beim Rauchen. Und sogar von der Tabakindustrie selbst erhobene Daten hätten Belege für Entzündungsprozesse in den Lungen von Ratten erbracht und keine Beweise dafür gefunden, dass sich die Lungengesundheit von Rauchern verbessert hätte, die auf die Erhitzer gewechselt hatten. Pisinger hält die Einführung und starke Bewerbung der neuen Geräte für bedenklich: „Das ist eine große Versuchung für Raucher, die aufhören wollen und fälschlicherweise annehmen, dass sie auf ein harmloseres Tabakprodukt wechseln können. Und es eröffnet eine neue Möglichkeit, dass junge Menschen zum Genuss verführt und nikotinabhängig werden. Diese Studie trägt zu den Beweisen bei, dass diese neuen Geräte nicht der sichere Ersatz fürs Zigarettenrauchen sind, als der sie beworben werden.“

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Quelle: „IQOS exposure impairs human airway cell homeostasis: direct comparison with traditional cigarette and e-cigarette“, Sohal, Sharma et al., ERJ Open Research, https://doi.org/10.1183/23120541.00159-2018


 

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