Stadtspatzen haben das größere Hirn

Sperlingsvögel, die in Stadtzentren brüten, gehören häufiger zu Abstammungslinien mit größerem Hirnvolumen
Uppsala (Schweden) - Sperlingsvögel in der Stadt haben mehr im Köpfchen: Arten, die sich erfolgreich in Städten ansiedeln, besitzen eher ein größeres Gehirn als verwandte Spezies, welche die Stadt meiden. Das haben schwedische und spanische Biologen bei einer Vielzahl von Vogelarten in zwölf europäischen Städten und deren Umland beobachtet. Mit ihren Ergebnissen bestätigen sie die Vermutung, dass ein größeres Hirn die Fähigkeit fördert, in der neuen und sich ständig verändernden Umgebung einer Stadt bestehen zu können. Außerdem liefert die Untersuchung wertvolle Beiträge für das Verständnis heutiger Entwicklungstendenzen der Artenvielfalt, berichten die Forscher im "Journal of the Royal Society Biology Letters" (doi:10.1098/rsbl.2011.0341).

"Unsere Studie legt nahe, dass Vögel aus Abstammungslinien mit einer relativ kleinen Hirngröße in Folge der Verstädterung höheren Risiken ausgesetzt sind", schreiben Alexei A. Maklakov von der Universität Uppsala und Kollegen. Die Biologen hatten bekannte Daten über Hirngröße im Verhältnis zur Körpermasse bei 82 Arten von Sperlingsvögeln aus 22 Familien analysiert und untersucht, wie sich die einzelnen Spezies in der Umgebung zwölf europäischer Städte ansiedelten. Sie stellten fest: Sperlingsvogelarten, die selbst in Stadtzentren zu brüten vermögen, haben tendenziell verhältnismäßig große Gehirne. Sie gehören auch häufiger zu Arten aus Familien, die im Verhältnis zur Körpermasse ein größeres Gehirn besitzen, als diejenigen Sperlinge, die städtische Umgebung meiden.

"Die Daten zeigen die Möglichkeit auf, dass neue Umgebungen wie etwa Städte einen Selektionsdruck auf die Hirngröße der städtischen Populationen von Vögeln ausüben können", so die Biologen. Für ihre Studie nutzten die Forscher die relative Größe des gesamten Gehirns. Sie halten allerdings für möglich, dass der Effekt durch bestimmte vergrößerte Bereiche des Hirns zustande kommt und noch deutlicher zum Vorschein kommen könnte, wenn allein diese Areale für die Untersuchung des Zusammenhangs herangezogen würden. Die Biologen konzentrierten sich zudem auf Sperlingsvögel in europäischen Städten und deren Umland. Weitere Forschungen sind notwendig, um zu klären, ob der beobachtete Zusammenhang auch für andere Vögel in anderen Regionen gilt.

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Quelle: "Brains and the city: big-brained passerine birds succeed in urban environments", Alexei A. Maklakov et al.; Journal of the Royal Society Biology Letters (doi:10.1098/rsbl.2011.0341)


 

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