Sprunghafte Schabe

"Die Sprungmechanismen und die anatomischen Merkmale stimmen in auffallender Weise mit denen von Feldheuschrecken überein, die ihren Lebensraum teilen", erklären Mike Picker von der University of Cape Town und seine Kollegen. Die weniger als einen Zentimeter große, flügellose Schabe Saltoblattella montistabularis lebt in der Region des Tafelbergs bei Kapstadt. Im Gegensatz zu sämtlichen etwa 4.000 anderen bekannten Arten dieser Insektengruppe ist ihr hinteres Beinpaar stark vergrößert: Die Sprungbeine sind doppelt so lang wie die anderen und damit 50 Prozent länger als der ganze Körper. Beobachtungen in natürlicher Umgebung zeigten, dass die Art ihrer Fortbewegung zu 71 Prozent aus großen Sprüngen oder kleinen Hopsern besteht. Im Labor wurden maximale Sprungweiten von 35 Zentimetern gemessen, die Höhe erreichte knapp 19 Zentimeter. Bezogen auf die jeweilige Körperlänge, springt die Schabe damit weiter als Heuschrecken. Sie wird aber von der Schaumzikade deutlich geschlagen.
Aus Filmaufnahmen mit Hochgeschwindigkeitskameras errechneten die Biologen eine Fluggeschwindigkeit von bis zu 2,1 Metern pro Sekunde beim Abheben und eine durchschnittliche Beschleunigung von 23 g. Aus weiteren Untersuchungen schließen sie, dass diese Sprungleistung nicht durch direkte Muskelarbeit erreicht werden kann. Vielmehr wird die dazu benötigte Energie kurz vor dem Sprung durch Anspannen der Beinmuskeln gespeichert und dann katapultartig freigesetzt. Über einen ähnlichen Sprungmechanismus verfügen Flöhe und Feldheuschrecken, während Grillen den Sprung direkt durch Zusammenziehen der Muskeln ihrer extrem langen Hinterbeine auslösen.
Bei einigen Insekten haben sich weite Sprünge als Fluchtverhalten entwickelt, um Räubern zu entkommen. Im Fall der südafrikanischen Schabe vermuten die Forscher, dass eher der Vorteil einer schnelleren Fortbewegung im Buschland die Evolution dieser Fähigkeit angetrieben hat. Unseren einheimischen Küchenschaben würden große Sprünge sicherlich weniger nützen als das blitzschnelle Weghuschen und Verstecken in einer Ritze.