Spinnennetz mit chemischer Abschreckung
"Während die Riesenradnetzspinne (Nephila antipodiana) in ihrem Netz sitzt und auf Beute wartet, könnte sie leicht von einer Gruppe Ameisen angegriffen werden", sagt Mark Elgar von der University of Melbourne. Zusammen mit Daiqin Li von der National University of Singapur ging er der Frage nach, warum in der Nähe lebende Ameisen die Spinnennetze meiden. Bei der chemischen Analyse der Spinnfäden fanden die Forscher eine bekannte Substanz: das Alkaloid 2-Pyrrolidon. Dieses wird von vielen Ameisenarten selbst gebildet und dient als Alarm-Pheromon. Eine ähnliche Verbindung setzen Raupen ein, um Räuber abzuschrecken.
Laborversuche mit drei verschiedenen Arten von Ameisen zeigten, dass das Alkaloid nicht als Geruchsstoff wahrgenommen wird, sondern nur nach direktem Kontakt wirksam ist. Die Berührung hatte den Effekt, dass die Tiere einen betretenen Faden schnell wieder verließen. Andere Verhaltensänderungen oder eine körperliche Schädigung der Ameisen waren nicht erkennbar. Worauf die Wirkung beruht, ist noch nicht bekannt. Weitere Untersuchungen ergaben, dass die Substanz nur in den Fäden großer Spinnen enthalten ist. Kleine, junge Spinnen können wahrscheinlich auf den chemischen Schutz verzichten, weil ihre Fäden sehr dünn und deshalb von Ameisen nicht begehbar sind, vermuten die Biologen. Die Spinne schützt sich durch das Imprägnieren ihres Netzes nicht nur davor, selbst zur Beute zu werden, so Elgar. Sie spart auch Zeit und Energie, die nötig wären, um Eindringlinge immer wieder aufs Neue wegzujagen.