Schwarzes Riesenloch mit kleinem Appetit

Das Supermassive Schwarze Loch im Zentrum unserer Galaxie saugt nur einen sehr kleinen Teil des Gases seiner Umgebung in sich hinein
Dieses Bild zeigt die Region um Sagittarius A *, das Supermassereiche Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße. Mit dem Chandra-Teleskop aufgenommene Röntgenstrahlung ist blau dargestellt, mit dem Hubble-Teleskop aufgenommene Infrarotstrahlung violett und gelb. Im Kasten rechts oben ist eine vergrößerte Aufnahme des Schwarzen Loches zu sehen, die einen Bereich von einem halben Lichtjahr abdeckt.
Dieses Bild zeigt die Region um Sagittarius A *, das Supermassereiche Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße. Mit dem Chandra-Teleskop aufgenommene Röntgenstrahlung ist blau dargestellt, mit dem Hubble-Teleskop aufgenommene Infrarotstrahlung violett und gelb. Im Kasten rechts oben ist eine vergrößerte Aufnahme des Schwarzen Loches zu sehen, die einen Bereich von einem halben Lichtjahr abdeckt.
© X-ray: NASA / U. Mass / Q.D. Wang et al.; IR: NASA / STScI
Cambridge (UK) - Im Herzen unserer Milchstraße schlummert, wie in den meisten anderen Galaxien auch, ein riesiges Schwarzes Loch. Astronomen rätseln, warum dieses und die meisten anderen sogenannten Supermassereichen Schwarzen Löcher sich so ruhig und unspektakulär verhalten, obwohl sie theoretisch um viele Größenordnungen heller strahlen könnten. Beobachtungen mit dem Chandra-Röntgenteleskop deuten nun darauf hin, dass schlichtweg die größte Menge an Gas, die um dieses Loch kreist, nicht in das Schwarze Loch hineinströmt, sondern nach außen verloren geht. Wie ein internationales Team von Astronomen im Fachblatt „Science“ berichtet, befinden sich in der Nähe des Sgr A* (sprich: Sagittarius A Stern) genannten Schwarzen Loches im Zentrum der Milchstraße zwar Tausende Sterne, die einen konstanten Gaswind aussenden. Das Schwarze Loch ist allerdings außerordentlich ineffektiv dabei, diese Gase einzusaugen.

„Nur knapp ein Prozent der Materie, die anfangs in den Einflussbereich des Schwarzen Loches gerät, erreicht schließlich die innerste Region um Sagittarius A Stern“, berichtet Daniel Wang von der University of Massachusetts. Das Schwarze Loch selbst ist rund vier Millionen mal schwerer als unsere Sonne und besitzt eine Ausdehnung von weniger als vierzig Millionen Kilometern. Es liegt allerdings hinter einer dicken Staubschicht verborgen, durch die gewöhnliches Licht nicht dringen kann. Die Astronomen nutzten deshalb Infrarotaufnahmen mit dem Hubble-Weltraumteleskop sowie Röntgenaufnahmen des Chandra-Weltraumteleskops, die sie zwischen Februar und Oktober 2012 gemacht hatten.

Die Forscher analysierten die Spektren dieser Aufnahmen, die zu den bislang detailreichsten der Zentralregion unserer Milchstraße gehören. Sie konnten ein Temperatur- und Dichteprofil der heißen Gaswolken rund um das Schwarze Loch erstellen und daraus den Zu- und Abfluss von Gas ermitteln. Mehr als hundert Sterne im Einflussbereich von Sgr A* sind bekannt, tausende weitere werden vermutet. Als die Forscher deren Sternenwind mit der Gravitationskraft des Schwarzen Loches in Verbindung setzten, stellten sie fest, dass mehr als 99 Prozent des ausgesandten Gases wieder nach außen strömt. Vermutlich liegt das daran, dass besonders die großen, heißen Sterne in der Umgebung das Gas stark aufheizen. Schwarze Löcher können kaltes Gas recht einfach verspeisen. „Aber je heißer die Gase sind, desto schwieriger wird es für das Schwarze Loch, diese in sich hineinzuziehen“, so Wang. Diese Erkenntnis ist nicht nur für das Verständnis unserer Milchstraße, sondern auch für viele andere Galaxien relevant.

Das bislang noch schlummernde Schwarze Loch könnte in den kommenden Monaten allerdings aufwachen: Eine große Gaswolke befindet sich auf Kurs in seine Richtung. Gelangt sie in seine unmittelbare Nähe, dürfte das Schwarze Loch sie ansaugen. Die dabei freiwerdenden Energiemengen könnten es über eine Million mal heller aufleuchten lassen und Astronomen einzigartige Möglichkeiten zum Studium dieses Objektes liefern.

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