Schelfeis in der Antarktis schmilzt immer schneller

Langzeitbeobachtungen belegen einen Verlust von fast 20 Prozent in den vergangenen zwei Jahrzehnten
Brunt-Schelfeis am Rand der Antarktis
Brunt-Schelfeis am Rand der Antarktis
© Michael Studinger/NASA.
San Diego (USA) - Nicht nur am Nordpol, auch in der Antarktis beschleunigt sich das Abschmelzen der Eismassen. Mit Satellitendaten bestimmten nun amerikanische Forscher den Rückgang des schwimmenden Schelfeises am Südpol über einen langen Zeitraum von 18 Jahren. Wie sie in einer Vorabveröffentlichung der Fachzeitschrift „Science“ berichten, reduzierte sich die Dicke dieser Eismassen zwischen 1994 und 2012 um bis zu 18 Prozent. Dieser Prozess beschleunigte sich besonders in der zweiten Hälfte des Beobachtungszeitraums.

„Der Verlust von 18 Prozent innerhalb von 18 Jahren ist wirklich ein substanzieller Wandel“, sagt Fernando Serrano Paolo von der Scripps Institution of Oceanography an der University of California in San Diego. Für seine Analyse nutzte er zusammen mit seinen Kollegen die Messdaten von drei Satellitenmissionen der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa. Über die Reflexion von Radarwellen konnten die Satelliten ERS-1, ERS-2 und Envisat aus ihren Umlaufbahnen die Höhe der Erdoberfläche messen. Damit ließ sich auch die schrumpfende Dicke des Schelfeis in der Antarktis bestimmen.

Zwischen 1994 und 2003 zeigte sich die Abschmelzrate noch relativ gering mit 25 Kubikkilometer pro Jahr. Zwischen 2003 und 2012 jedoch konnten Paolo und Kollegen ein beschleunigtes Abschmelzen von bis zu 310 Kubikkilometern pro Jahr feststellen. Der Verlust an Schelfeis konzentrierte sich auf den Westen des Antarktis-Region und war in der Amundsensee stark ausgeprägt. Im Osten dagegen nahm die Dicke des Schelfeises in diesem Zeitraum sogar etwas zu. Aber bei der aktuellen Schmelzrate gehen die Forscher insgesamt von einer Halbierung des Schelfeises innerhalb der nächsten 200 Jahre aus.

Abschmelzendes Schelfeis führt selbst nicht zu einem Anstieg des Meeresspiegels, da es auf dem Wasser treibt und dieses entsprechend seiner Masse verdrängt. Allerdings wirkt Schelfeis als eine Blockade für die Eismassen auf dem antarktischen Festland. Schrumpft es, kann Festlandeis leichter nachrutschen und zu einer Erhöhung des Meeresspiegels führen. Abschätzungen der gigantischen Eismassen in der Antarktis zeigen, dass in ihnen knapp 70 Prozent des irdischen Süßwassers gebunden ist. Schmölzen sie komplett ab, könnte der Meeresspiegel um mehr als 50 Meter ansteigen.

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