Scharfe Feindabwehr: Chilis bekämpfen Pilze mit Capsaicin
"Capsaicin stoppt nicht die Verbreitung der Samen, da Vögel den Schmerz nicht wahrnehmen und weiterhin Chilischoten fressen", erläutert Joshua Tewksbury von der University of Washington in Seattle. "Doch der Pilz, der die Samen vernichtet, reagiert ziemlich empfindlich auf diesen Stoff." Die Biologen hatten in einem mehr als 200 Meilen langen Gebiet in Bolivien Proben von sieben unterschiedlichen Populationen der selben Chiliart gesammelt. Sie untersuchten die Schoten auf Fraßspuren von Insekten, da durch die von den Tieren verursachten Verletzungen der schädliche Pilz viel leichter ins Innere der Chili gelangt. Außerdem analysierten sie die Schärfe der Früchte ebenso wie das Vorkommen von Insekten- und Pilzbefall in den unterschiedlichen Gebieten.
Nicht alle Pflanzen ein und derselben Population produzieren die gleichen Mengen an Capsaicin und damit gleich scharfe Chilis, stellten die Forscher fest. In Gebieten mit vielen Fraßfeinden, die die Schoten angreifen und anfälliger für einen Pilzbefall machen, fanden sich allerdings deutlich häufiger scharfe Pflanzen. Die schärfsten Exemplare mit den höchsten Capsaicin-Werten gab es in Gebieten, in denen häufig Pilze auftreten. In Gegenden mit wenig Insekten und einer nur geringen Gefahr einer Pilzinfektion fehlte den meisten Pflanzen die Schärfe sogar völlig und die Chilis waren sehr mild. "Für wilde Chilis besteht die größte Gefahr für die Samen vor der Verbreitung, wenn ein Großteil von diesem Pilz vernichtet wird", erklärt Tewksbury. "Beide, der Pilz und die Vögel, fressen Chilis, doch der Pilz verbreitet dabei niemals die Samen - er bringt sie einfach nur um."