SMS gegen Komasaufen

Automatisierte Textnachrichten helfen jungen Erwachsenen, ihre Trinkgewohnheiten zu reduzieren
Pittsburgh (USA) - Begleitung und Unterstützung per SMS könnte im Kampf gegen übermäßigen Alkoholkonsum bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen helfen. Die kurzen Textnachrichten eignen sich sowohl für das Abschätzen der Trinkgewohnheiten als auch dazu, aktiv Feedback zu leisten und damit ausschweifendes Trinken zu reduzieren. Das zeigt eine kleine Studie US-amerikanischer Mediziner mit jungen Frauen und Männern, die aufgrund gefährlich hohen Alkoholgenusses in der Notaufnahme behandelt worden waren. SMS könnten ein gutes Mittel sein, junge Leute mit Alkoholproblemen zu erreichen, berichten die Forscher in einer Online-Vorabpublikation im Fachblatt "Alcoholism: Clinical & Experimental Research". Der alternative Ansatz erleichtert es manchen Betroffenen womöglich, Hilfe zu bekommen und auch annehmen zu können.

Bisher ist es für das medizinische Personal in der Notaufnahme kaum möglich, mit stark alkoholisierten Jugendlichen über die Problematik übermäßigen Trinkens zu sprechen - es hat weder die Zeit noch die exakte Fachkenntnisse für eine Beratung. Die Mediziner der Studie machten sich daher die Tatsache zu Nutzen, dass Handys bei jungen Erwachsenen allgegenwärtig und unentbehrlich sind und insbesondere die SMS als stark genutztes Kommunikationsmittel dient: "Wir wollten ein automatisiertes SMS-System, das mit jungen Erwachsenen einen Gesundheitsdialog nach der Entlassung durchführen könnte, aufbauen und testen", erläutert Brian Suffoletto, von der University of Pittsburgh.

Dazu machten er und seine Kollegen in drei Notaufnahmen 45 Frauen und Männer im Alter von 18 bis 24 Jahren aus, bei denen das Risiko zur Alkoholsucht bestand. Sie teilten die Probanden zufällig einer von drei Gruppen zu: Die Teilnehmer der ersten Gruppe erhielten drei Monate lang wöchentliches Feedback per SMS. Die Nachrichten bestanden aus standardisierten Texten und Ratschlägen, welche ein Algorithmus passend zu den Antworten der Probanden auswählte. Außerdem wurden diejenigen mit besonders hohem täglichem Alkoholkonsum nach ihrer Bereitschaft gefragt, sich ein Ziel setzen und den Konsum zu reduzieren. In der zweiten Gruppe wurden über den gleichen Zeitraum lediglich die Trinkgewohnheiten einmal pro Woche per SMS abgefragt, ohne Feedback. Die dritte Gruppe diente als Kontrolle und bekam keine Textnachrichten.

Die Mediziner stellten fest: Die jungen Leute interagierten mit dem automatisierten SMS-System, lieferten sowohl wöchentliche Angaben zu ihrem Trinkverhalten und sprachen auch auf die Herausforderung an, ihr gesetztes Ziel zu erreichen. Darüber hinaus legen die bisherigen Beobachtungen nahe, dass junge Erwachsene aufgrund des Feedbacks ihren Alkoholkonsum tatsächlich reduzieren - sie nahmen weniger alkoholhaltige Getränke zu sich und ließen sich seltener auf gezielte Besäufnisse ein. Die Unterstützung per SMS hat das Potenzial, starken Alkoholkonsum bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu mindern, schließen die Forscher. Umfangreichere Studien seien nötig, um die Effektivität zu bestätigen. "Dies ist ein erster Schritt", sagt Donald M. Yealy, von der University of Pittsburgh School of Medicine. "Ich kann mir auch andere Instrumente wie Apps oder soziale Netzwerke vorstellen, die irgendwann dafür eingesetzt werden."

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Quelle: "Text-Message-Based Drinking Assessments and Brief Interventions for Young Adults Discharged From the Emergency Department", Brian Suffoletto, Donald M. Yealy et al.; Alcoholism: Clinical & Experimental Research, im Druck


 

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