Riesenhaie machen Winterurlaub in den Tropen

High-Tech-Bespitzelung entlarvt Vagabundenleben der großen Meerestiere
Der Riesenhai ist der zweitgrößte Fisch der Weltmeere, nur der Walhai wird noch größer und schwerer
Der Riesenhai ist der zweitgrößte Fisch der Weltmeere, nur der Walhai wird noch größer und schwerer
© Public domain, Chris Gotschalk
Oak Bluffs (USA) - Riesenhaie sind das halbe Jahr unterwegs, unternehmen im Winter lange Reisen durch die tropischen Gewässer des Atlantiks und zwar in Tiefen von 200 bis 1000 Metern. Deshalb bekommt sie in dieser Vagabundenzeit auch niemand zu Gesicht. Lange Zeit war es ein Rätsel, wohin die zweitgrößten Fische der Welt über Monate verschwinden. Nun ist es amerikanischen Forschern mithilfe von High-Tech-Bespitzelung gelungen, das Geheimnis zu lüften, berichten sie im Fachblatt "Current Biology". Die Tiere begeben sich damit in weit wärmere Gewässer als bislang gedacht.

"Obwohl sie während der Sommer- und Herbstmonate häufig nahe der Wasseroberfläche gesichtet werden, lieferte das Verschwinden der Riesenhaie während des Winters Grund für Diskussionen, seit 1954 in einem Artikel vermutet wurde, dass sie in dieser Zeit Winterschlaf am Grund des Ozeans halten", erläutert Gregory Skomal von der Massachusetts Division of Marine Fisheries in Oak Bluffs. "Etwa 50 Jahre später haben wir geholfen, dieses Rätsel zu lösen, und definieren gleichzeitig die bekannte Ausbreitung dieser Art komplett neu." Während der Sommer- und Herbstmonate hatten Skomal und seine Kollegen Riesenhaie (Cetorhinus maximus) mit speziellen Anhängern ausgestattet, die es mithilfe von Satelliten- und Geo-Ortungstechnologie ermöglichten, die Bewegungen der Meeresriesen nachzuvollziehen.

Auch wenn ein Teil der Riesenhaie in bereits bekannten Gefilden blieb, legten viele Exemplare deutlich weitere Strecken zurück als gedacht: Sie suchten subtropische und tropische Gewässer des Westatlantiks auf, darunter etwa die Sargassosee, die Karibik oder die Bahamas. Temperaturdaten, die von den High-Tech-Anhängern aufgezeichnet und übermittelt wurden, gaben außerdem Hinweise darauf, in welchen Wassertiefen die Fische sich bewegen. Mitunter reisen die Tiere für ausgedehnte Perioden in Tiefen von 200 bis 1000 Metern. Einige Riesenhaie machen dabei regelmäßig Ausflüge zur Wasseroberfläche, während andere tatsächlich für bis zu fünf Monate in Tiefen zwischen 250 und 1000 Metern bleiben. "Zusammen mit aktuellen genetischen Daten legen unsere Ergebnisse nahe, dass die Population im Atlantik und vielleicht die Weltpopulation miteinander verbunden sind und möglicherweise eine einzige Population bilden", sagt Skomal. "Damit wäre die globale Population der Riesenhaie kleiner als bislang vermutet."

Riesenhaie sind nach dem Walhai die größten Fische der Ozeane und waren bislang nur schwer zu beobachten. Da die Haie, die eine Körperlänge von bis zu zehn Metern und ein Gewicht von bis zu vier Tonnen erreichen können, sich ausschließlich von Plankton ernähren, sind sie kaum mit klassischen Mitteln einzufangen. Abgesehen davon, dass sie dann auch noch das halbe Jahr wie von Zauberhand verschwunden scheinen, halten sie sich gerne in kalten, planktonreichen Gewässern auf, in denen Tauchen und direkte Beobachtung aufgrund der schlechten Sicht problematisch sind. Die Erkenntnisse von Skomal und seinen Kollegen könnten wichtig für den Schutz der bedrohten Tierart sein.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Report: Transequatorial Migrations by Basking Sharks in the Western Atlantic Ocean", Skomal et al.; Current Biology (Vol. 19, S. 1, DOI 10.1016/j.cub.2009.04.019 www.current-biology.com


 

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