Rätsel um seltene Uranverbindung steht vor der Lösung

1985 machten Physiker erstmals auf das unerklärliche Verhalten in den magnetischen und supraleitenden Eigenschaften von Uranrutheniumsilizid bei tiefen Temperaturen aufmerksam. Dutzende Theorien wurden in den Folgejahren entwickelt und oft wieder verworfen. Doch das nun entwickelte Modell von Piers Coleman und seinen Kollegen von der Rutgers University in Piscataway könnte die Diskussionen zum Abschluss führen. Sie fanden heraus, dass sich im Einklang mit geltenden Regeln der Festkörperphysik durchaus eine für einen Phasenübergang nötige Ordnung ausbilden kann, ohne dass Anzeichen in der Kristallstruktur zu sehen sein müssen.
So könnten laut Coleman und Kollegen die im metallischen Kristall enthaltenen Uranionen mit relativ freien und mobilen Elektronen eine spezielle Bindung eingehen. Den dabei entstehenden Verbund nennen sie „Spinor“, der den magnetischen Spin von Uranion und Elektron miteinander koppelt. Daraus würde sich über den gesamten Kristall eine übergeordnete, elektronische Struktur ergeben, die den Wechsel der Eigenschaften bei dem Phasenübergang erklären kann.
Dieses „Spinor-Modell“ hat das Potenzial, das Verhalten von weiteren ähnlich aufgebauten Metallverbindungen besser erklären zu können. Dazu zählen etwa spezielle Supraleiter, die schon bei relativ hohen Temperaturen in den Zustand der widerstandslosen Stromleitung springen. Ob die neue Erklärung nun Bestand hat, lässt sich bisher allerdings nicht absehen. Sicher ist jedoch, dass viele Physiker nun das neue Modell auf seine Stärken und Schwächen untersuchen werden.