Prostatakrebs: Hormonentzug greift das Herz an

Eine Therapie durch Blockade der Testosteronproduktion hat zur Folge, dass Patienten eher Herzkrankheiten entwickeln
Berlin - Sexualhormone fördern das Wachstum von Prostatakrebs. Aber Therapien, die die Produktion dieser Hormone blockieren, erhöhen das Risiko für Herzkrankheiten, berichten britische Forscher. Dagegen hat eine Therapie, die nur das Ankoppeln von Testosteron an die Bindungsstellen der Krebszellen verhindert, kaum Auswirkungen auf das Herz. Daher sollte je nach Behandlungsform und gesundheitlichem Zustand des Patienten der zusätzliche Einsatz eines Herzmittels erwogen werden, erklärten die Wissenschaftler auf einem Kongress europäischer Krebsforscher in Berlin.

"Wir brauchen jetzt Studien, die diesen Zusammenhang bestätigen und plausible biologische Wirkmechanismen erforschen", sagte Mieke Van Hemelrijck vom King's College London. Ihr Forschungsteam wertete Daten von 30.642 schwedischen Männern aus, die an fortgeschrittenem lokal begrenztem oder Metastasen bildendem Prostatakrebs erkrankt waren. Bei allen Patienten wurde als Ersttherapie eine Anti-Hormonbehandlung eingesetzt. Der Untersuchungszeitraum betrug im Schnitt drei Jahre.

Im Vergleich zu nicht krebskranken Männern erhöhte sich für die Probanden insgesamt bereits wenige Monate nach Therapiebeginn das Risiko, an verschiedenen Formen von Herzkrankheiten zu erkranken. So stieg die Wahrscheinlichkeit eines nicht tödlichen Herzinfarkts um 24 Prozent und die Wahrscheinlichkeit, an einer Herzkrankheit zu sterben, um 21 Prozent. Eine Anti-Androgentherapie, die die Testosteronbindungsstellen blockiert, erwies sich allerdings als deutlich weniger schädlich für das Herz als eine Entfernung der Hoden oder eine Therapie, die die Freisetzung des Hormons verhindert. "Dieses Ergebnis unterstützt die Annahme, dass im Blut zirkulierendes Testosteron das Herz schützen könnte", sagte Van Hemelrijck. Weitere Studien sollten untersuchen, wie die verschiedenen Therapien am besten eingesetzt werden können. Insbesondere müsse man klären, in welchen Fällen eine Behandlung mit Herzmedikamenten sinnvoll wäre, um Herzkrankheiten vorzubeugen.

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Quelle: "Increased cardiovascular morbidity and mortality following endocrine treatment for prostate cancer: an analysis in 30,642 men in PCBaSe Sweden", Mieke Van Hemelrijck et al., Beitrag zur gemeinsamen Tagung der European CanCer Organisation (ECCO) und der European Society for Medical Oncology (ESMO) in Berlin
European Journal of Cancer Supplements, Vol. 7, No 3, 2009, p. 1


 

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