Prostatakrebs: Hormonentzug greift das Herz an
"Wir brauchen jetzt Studien, die diesen Zusammenhang bestätigen und plausible biologische Wirkmechanismen erforschen", sagte Mieke Van Hemelrijck vom King's College London. Ihr Forschungsteam wertete Daten von 30.642 schwedischen Männern aus, die an fortgeschrittenem lokal begrenztem oder Metastasen bildendem Prostatakrebs erkrankt waren. Bei allen Patienten wurde als Ersttherapie eine Anti-Hormonbehandlung eingesetzt. Der Untersuchungszeitraum betrug im Schnitt drei Jahre.
Im Vergleich zu nicht krebskranken Männern erhöhte sich für die Probanden insgesamt bereits wenige Monate nach Therapiebeginn das Risiko, an verschiedenen Formen von Herzkrankheiten zu erkranken. So stieg die Wahrscheinlichkeit eines nicht tödlichen Herzinfarkts um 24 Prozent und die Wahrscheinlichkeit, an einer Herzkrankheit zu sterben, um 21 Prozent. Eine Anti-Androgentherapie, die die Testosteronbindungsstellen blockiert, erwies sich allerdings als deutlich weniger schädlich für das Herz als eine Entfernung der Hoden oder eine Therapie, die die Freisetzung des Hormons verhindert. "Dieses Ergebnis unterstützt die Annahme, dass im Blut zirkulierendes Testosteron das Herz schützen könnte", sagte Van Hemelrijck. Weitere Studien sollten untersuchen, wie die verschiedenen Therapien am besten eingesetzt werden können. Insbesondere müsse man klären, in welchen Fällen eine Behandlung mit Herzmedikamenten sinnvoll wäre, um Herzkrankheiten vorzubeugen.
European Journal of Cancer Supplements, Vol. 7, No 3, 2009, p. 1