Prostatakrebs: Bekanntes Medikament zeigt neue, vorbeugende Wirkung

Eine präventive Behandlung mit Dutasterid senkt die Wahrscheinlichkeit einer Prostatakrebsdiagnose bei Männern mit erhöhten PSA-Werten
St. Louis (USA) - Das Medikament Dutasterid ist zur Behandlung einer gutartig vergrößerten Prostata zugelassen. Jetzt zeigt eine internationale Studie, dass das Mittel auch vorbeugend gegen Prostatakrebs wirksam sein kann. Bei damit behandelten Männern mit erhöhtem Krebsrisiko ließ sich der häufigste Typ des Prostatakarzinoms deutlich seltener nachweisen als bei Männern der Placebogruppe. Wahrscheinlich bremst das Medikament nicht nur übermäßiges Wachstum von gutartigem Prostatagewebe, sondern auch die Entwicklung von Tumoren, schreiben die Forscher im "New England Journal of Medicine".

"Viele Männer sind in der Situation, dass ihre PSA-Blutwerte erhöht, die Ergebnisse der Biopsien aber negativ sind. Wir wissen aus Erfahrung, dass viele dieser Männer wahrscheinlich mikroskopisch kleine Prostatatumoren haben, die unentdeckt geblieben sind", sagt Gerald Andriole von der Washington University in St. Louis. Er und seine Kollegen prüften in einer Studie, an der 8231 Männer aus 42 Ländern teilnahmen, ob das Medikament Dutasterid (Handelsname: Avodart) eine vorbeugende Wirkung gegen Prostatakrebs besitzt. Dazu wurden Männer ausgewählt, deren PSA-Werte auf bis zu 10 ng/ml angestiegen, die Untersuchungsergebnisse der Biopsien aber negativ ausgefallen waren. Der PSA-Wert gibt den Blutspiegel eines Proteins an, das von Prostatakrebszellen verstärkt produziert wird. Vier Jahre lang nahmen die Probanden täglich Dutasterid oder ein Placebo ein. Nach zwei und vier Jahren entnahmen die Ärzte erneut Gewebeproben zur Analyse. Finanziell unterstützt wurde die Studie vom Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline, dem Hersteller von Avodart.

Bei 20 Prozent der Männer, die das Medikament eingenommen hatten, wurde schließlich Krebs diagnostiziert, in der Placebogruppe waren es 25 Prozent. Allerdings verringerte sich die Wahrscheinlichkeit der Krebsdiagnose besonders deutlich für Tumore mittlerer Aggressivität. Die weitere Entwicklung und Behandlungsbedürftigkeit dieser häufigsten Art von Prostatatumoren lässt sich nicht vorhersagen. Daher wird in solchen Fällen oft eine Operation oder Strahlentherapie eingesetzt, die zu Inkontinenz und Impotenz führen können. Die vorbeugende Behandlung mit Dutasterid kann daher helfen, eine unnötige Therapie mit ihren Nebenwirkungen zu vermeiden. "Die wahrscheinlichste Erklärung für die Ergebnisse ist, dass Dutasterid die Tumoren klein hält oder sogar schrumpfen lässt", sagt Andriole. Aufgrund der wenigen in der Studie aufgetretenen Fälle hochaggressiver Prostatatumoren sei es aber nicht ganz auszuschließen, so die Forscher, dass das Medikament auch die Entwicklung dieses selteneren Tumortyps begünstigen könnte.

Dutasterid blockiert das Enzym 5-alpha-Reduktase, das Testosteron in Dihydrotestosteron umwandelt, welches Krebs fördernd wirkt. Die zwei häufigsten Nebenwirkungen des Medikaments sind Erektionsstörungen und verringerter Sexualtrieb.

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Quelle: "Effect of Dutasteride on the Risk of Prostate Cancer", Gerald L. Andriole et al., New England Journal of Medicine, Vol. 362, p. 1192


 

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