Plazenta-Hormon zeigt Risiko für Depressionen nach der Geburt an

Blutwert des Hormons könnte helfen, Mütter mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für die Stimmungskrise frühzeitig zu identifizieren
Irvine (USA) - Ein von der Plazenta gebildetes Hormon könnte sich als guter Indikator für eine Depression nach der Geburt erweisen. Sind die Blutwerte des Botenstoffs "placental Corticotropin-Releasing Hormone" (pCRH) in der 23. bis 26. Schwangerschaftswoche ungewöhnlich hoch, so steigt das Risiko der Mutter, an einer so genannten postpartalen Depression zu leiden. Das haben amerikanische Forscher bei hundert Frauen beobachtet, wie sie im Fachblatt "Archives of General Psychiatry" berichten. Diese Form der Stimmungskrise nach der Geburt ist ungleich schwerer und belastender als der so genannte Babyblues, der nach wenigen Tagen von selbst wieder vergeht, und sollte entsprechend behandelt werden. Das Risiko anhand eines Blutwertes einschätzen zu können, könnte Ärzten helfen, Mütter mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für diese psychischen Probleme gezielt zu beobachten und eine Depression frühzeitig zu erkennen.

"Wir wissen nicht, welche Faktoren den Anstieg von pCRH herbeiführen könnten", schreiben Ilona S. Yim von der University of California in Irvine und ihre Kollegen, "doch einige Hinweise legen nahe, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen erhöhten Stresshormonwerten in der frühen Schwangerschaft und einem Anstieg von pCRH in der späteren Schwangerschaft." Die Forscher hatten die Blutwerte des Hormons bei hundert werdenden Müttern zu unterschiedlichen Zeitpunkten untersucht: in der 15., 19., 25., 31. und 37. Schwangerschaftswoche. Außerdem registrierten sie Anzeichen für eine Depression in den vier letzten Schwangerschaftswochen sowie in den ersten Wochen nach der Geburt.

Von den frischgebackenen Müttern entwickelten 16 eine postpartale Depression. Lag der pCRH-Wert in der 25. Schwangerschaftswoche über einem bestimmten Schwellenwert, war sehr wahrscheinlich, dass sich eine solche Stimmungskrise entwickeln würde. Die Genauigkeit der Vorhersage war so, dass nur etwa 25 Prozent aufgrund des Hormonwerts falsch eingeschätzt würden. Wenn sich die Ergebnisse von Yim und Kollegen in weiteren Untersuchungen bestätigen lassen, könnte es sich als sinnvoll erweisen, einen pCRH-Test in die Liste der üblichen Tests während der Schwangerschaft aufzunehmen. Das Zeitfenster von der 23. bis 26. Schwangerschaftswoche liegt im gleichen Zeitraum, in dem auch auf einen Schwangerschaftsdiabetes hin untersucht wird, so dass diese Tests leicht zusammengefasst werden könnten.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Risk of Postpartum Depressive Symptoms With Elevated Corticotropin-Releasing Hormone in Human Pregnancy", Ilona S. Yim et al.; Archives of General Psychiatry (Vol. 66, No. 2, S. 162)


 

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