Pille statt Training?

Zwei Substanzen machen aus Mäusen trainierte Ausdauerläufer - und das ganz ohne Übung
Maus beim Training im Laufrad
Maus beim Training im Laufrad
© Salk Institute for Biological Studies
La Jolla (USA) - Muskelkater, Schwitzen, Quälerei - die Tage, an denen Fitnessbewusste sich auf Straßen, Laufbändern oder Crosstrainern tummeln müssen, könnten in Zukunft gezählt sein. Amerikanische Forscher haben möglicherweise einen Weg gefunden, sich um vor all diese Anstrengungen drücken zu können: Zumindest bei Mäusen ist es ihnen gelungen, mithilfe oral verabreichter Substanzen die Ausdauer wahrer Faulenzer massiv zu erhöhen. Die Signalwege, die der Wirkung der Substanzen zugrunde liegen, beschreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Cell".

"Wir testeten den Effekt spezifischer Wirkstoffe auf die Ausdauerfähigkeit von Mäusen in einem Laufrad-Versuch", schreiben Ronald M. Evans vom Salk Institute for Biological Studies in La Jolla und seine Kollegen. "Die Ergebnisse zeigen, dass spezielle Signalwege durch oral verabreichte Substanzen angesprochen werden können, um das Anpassungsvermögen an das Training zu steigern oder die Ausdauer überhaupt auch ohne Training zu verbessern." Die Forscher hatten sich auf zwei Mechanismen konzentriert, von denen sie annahmen, dass sie eine entscheidende Rolle beim Ausdaueraufbau einnehmen.

Zunächst versuchten sie, mit einem Wirkstoff eine Art Gen-Schalter zu aktivieren, von dem sie in früheren Studien herausgefunden hatten, dass er aus Mäusen Marathon-Athleten macht und ebenso Gewichtszunahme und Blutzuckergleichgewicht positiv beeinflusst. Bisher war der Effekt bei gentechnisch veränderten Nagern beobachtet worden. Über die oral verabreichte Substanz erreichten die Forscher zwar bessere Blutwerte bei den Mäusen, die erhoffte positive Wirkung auf die Ausdauer stellte sich aber nur dann ein, wenn die Nager auch im Laufrad trainieren mussten. Dann verbesserte die Behandlung den Effekt des Trainings im Vergleich zu unbehandelten Mäusen um 77 Prozent, beobachteten Evans und Kollegen. Der Wirkstoff gab einen deutlichen Schub, Bewegung war jedoch nach wie vor notwendig, damit die Tiere fit wurden.

Weil sie herausfinden wollten, ob sie auch einen Ausdauereffekt ganz ohne Sport erreichen konnten, widmeten sie sich einem weiteren Regelkreis. Diesen Signalweg, der mit dem Energiehaushalt von Zellen in Zusammenhang steht, aktivierten sie über eine weitere Substanz, die sie zusätzlich, ebenfalls oral verabreichten. Tatsächlich stellte sich dann der ersehnte Effekt ein: Nach nur vier Wochen und ohne jegliches vorheriges Training konnten die so behandelten Mäuse 44 Prozent länger in einem Laufrad rennen als unbehandelte und untrainierte Artgenossen. "Das ist genauso viel Verbesserung wie wir mit gewöhnlichem Training erreichen", erklärt Vihang A. Narkar, der Erstautor der Studie. Sollte sich die Wirkung der Substanzen eines Tages vom Tierversuch auf den Menschen übertragen lassen, könnte er tatsächlich wahr werden der Traum von der Fitness in Pillenform.

Cell
Quelle: "AMPK and PPAR Agonists Are Exercise Mimetics", Ronald M. Evans et al; Cell (Online-Vorabveröffentlichung vom 31. Juli)


 

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