Pheromon macht Fliegen aggressiv
"Unsere Experimente zeigen, dass eine hohe Dichte männlicher Fliegen an einem Standort tatsächlich Aggressionen auslösen kann, indem die Fliegen das Pheromon 11-cis-Vaccenylacetat (cVA) freisetzen, das andere wahrnehmen", sagt Liming Wang vom California Institute of Technology in Pasadena. Das chemisch gesteuerte Verhalten bewirkt, dass einige Fliegen den gemeinsamen Futterplatz verlassen und dadurch das aggressive Verhalten wieder nachlässt. "So stabilisiert sich die Populationsdichte auf einem optimalen Wert", so Wang. Zusammen mit David Anderson untersuchte er eine Form der chemischen Kommunikation bei männlichen Taufliegen (Drosophila melanogaster). Deren durch cVA ausgelöstes, angeborenes Aggressionsverhalten besteht darin, dass sich das Insekt auf die Hinterbeine aufrichtet und dann die Vorderbeine auf eine andere Fliege fallen lässt. Auch das Ausbreiten beider Flügel gilt als typisches Zeichen von Aggression.
Die Forscher fanden heraus, dass nur ganz bestimmte Sinneszellen in den Antennen Rezeptoren produzieren, die durch das Pheromon cVA aktiviert werden. Wenn sie steigende Mengen von chemisch hergestelltem cVA in kleine Versuchskäfige mit zwei männlichen Fliegen einbrachten, erhöhte sich die Häufigkeit des Aggressionsverhaltens. Wurden die Sinneszellen inaktiviert oder daran gehindert, den cVA-Rezeptor zu bilden, blieb die Aggressivität gering. Umgekehrt erhöhte sie sich bei Fliegen, deren cVA-Sinneszellen durch eine gentechnische Veränderung überempfindlich reagierten. In weiteren Versuchen bestätigten die Forscher, dass die Fliegen tatsächlich Aggressionen durch selbst produziertes cVA auslösen konnten: Je mehr männliche Fliegen in einem kleinen, luftdurchlässigen Behälter zusammengebracht wurden, desto aggressiver verhielten sich zwei Testfliegen auf dem Deckel des Behälters. Die Forscher schließen nicht aus, dass auch Geruchsstoffe des Menschen bei anderen die Bereitschaft zu aggressivem Verhalten erhöhen könnten.