Per Lichtschalter Bakterien killen

Beschichtete Oberflächen, die auch auf herkömmliches Kunstlicht reagieren, töten Bakterien ab und könnten Klinik-Infektionen vermeiden helfen
Harrogate (Großbritannien) - Statt Spray und Wischlappen einfach den Lichtschalter nutzen: So könnte künftig eine Desinfektionsmaßnahme in Krankenhäusern aussehen. Eine neue antibakterielle Beschichtung britischer Forscher lässt sich durch übliches helles Kliniklicht aktivieren und tötete in Tests 99,9 Prozent der dort platzierten Escherichia coli-Bakterien ab. Bisherige Beschichtungen - wie diese auf Basis von Titandioxid - reagieren nur auf spezielle UV-Lampen oder unter Sonneneinstrahlung. Die Forscher präsentierten ihre Ergebnisse auf dem Frühjahrstreffen der britischen Gesellschaft für Allgemeine Mikrobiologie in Harrogate. Nun untersuchen sie, ob die harte, furnierähnliche Schicht auch auf andere Mikroben wirkt und wie sie sich auf Materialien aller Art aufbringen lässt.

"Bisher haben wir die Beschichtung auf Glas aufgedampft, wir experimentieren aber mit verschiedenen Materialien, etwa mit Kunststoff", erklärt Zoie Aiken vom Eastman Dental Institute am University College London. Ihr Team hatte die früher entwickelten Titandioxid-Beschichtungen abgewandelt, um sie auch von sichtbarem Licht aktivieren zu lassen. Durch Zugabe von Stickstoff reagiert das Material nun auch auf Photonen, die übliches helles Krankenhaus-Mischlicht abgibt. Die aggressive Wirkung des Titandioxids beruht darauf, dass sich bei Photoneneinstrahlung Elektron-Loch-Paare bilden. Die Elektronen wandern zur Oberfläche, reagieren mit Luftsauerstoff und erzeugen Sauerstoffradikale, die organische Substanzen angreifen. Bakterien, Schimmelpilze oder auch Algen werden zersetzt, während sich das Titandioxid als Katalysator nicht verbraucht.

Aikens Team testet nun auch die Wirkung ihrer Weißlicht-empfindlichen Schicht auf ein ganzes Spektrum verschiedener Bakterien und anderer Organismen, die für Infektionen in Krankenhäusern verantwortlich gemacht werden. Zwar hat das Team bisher nur den tödlichen Effekt für E. coli getestet und nachgewiesen - doch dies ist vielversprechend, so Aiken, da E. coli schwieriger abzutöten ist als etwa Staphylokokken, von denen viele Stämme gegen viele Antibiotika bereits resistent sind.

Titandioxid ist chemisch sehr stabil, ungiftig und als Lebensmittelzusatz zum Beispiel in Zahnpasta zu finden. Es ist sehr preiswert herzustellen und wird wegen seiner starken Deckkraft und Lichtechtheit vor allem als weißes Pigment in Farben eingesetzt.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: Z.Aiken et al., Vortrag auf dem Frühjahrstreffen 2009 der Society for General Microbiology, Harrogate, am 31.3.09


 

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