Partnerwahl: Genetische Gegensätze ziehen sich an
"Mandrille gehören wie die Menschen zu den anthropoiden Primaten. Daher unterstützen unsere Ergebnisse die Vorstellung, dass auch Menschen genetisch kompatible Geschlechtspartner wählen könnten", sagt Joanna Setchell vom Department of Anthropology der Durham University. Sie und ihre Kollegen analysierten Blutproben von etwa 200 Mandrillen, die als geschlossene Gruppe zusammenlebten. Fruchtbare weibliche Tiere paaren sich mit mehreren Männchen, wobei das Weibchen den Partner wählt. Die genetischen Analysen der Blutzellen gaben Aufschluss darüber, wie stark sich die männlichen und weiblichen Tiere in ihren MHC-Genen und anderen Merkmalen des Erbguts voneinander unterschieden. Die Gene des Haupthistokompatibilitätskomplexes (MHC) bestimmen individuelle immunologische Merkmale der Körperzellen und beeinflussen den Körpergeruch - auch beim Menschen.
Es stellte sich heraus, dass ein Männchen mit umso größerer Wahrscheinlichkeit mit einem bestimmten Weibchen Nachwuchs zeugte, je weniger Ähnlichkeit sein Erbgut mit dem des Weibchens aufwies. Offenbar sorgt ein biologischer Mechanismus dafür, dass bevorzugt Paare mit möglichst unterschiedlichen Genen Kinder zeugen. Es wäre nahe liegend, dass der Geruch des Männchens die Partnerwahl des Weibchens bestimmt, sagt Setchell. "Wir wissen noch nichts über die Geruchstoffe des Mandrills, aber wir arbeiten daran." Zur Erklärung wären auch alternative oder zusätzliche selektive Mechanismen denkbar. So könnten nach der Paarung Spermien eines genetisch ähnlichen Männchens vom Weibchen abgestoßen und an der Befruchtung gehindert werden.
Mandrille leben in Gruppen von bis zu 800 Individuen in den tropischen Regenwäldern Zentralafrikas. Zwar hängt der Fortpflanzungserfolg eines Männchens nicht zuletzt von dessen sozialem Rang ab. Aber auch gegenüber einem ranghohen Männchen kann ein Weibchen letztlich selbst entscheiden, ob es zur Paarung bereit ist oder nicht.