Partnerwahl: Genetische Gegensätze ziehen sich an

Bei männlichen Affen steigt die Chance, Nachwuchs zu zeugen, wenn sich die Gene der Partnerin von den eigenen möglichst stark unterscheiden
Mandrillus sphinx
Mandrillus sphinx
© Wikipedia, NicBar
Durham (Großbritannien) - Bei Säugetieren spielt der Geruchsinn für die Partnerwahl eine wichtige Rolle. Er trägt wahrscheinlich auch beim Menschen dazu bei, dass es nicht zur Fortpflanzung genetisch ähnlicher Paare kommt. Das bestätigen jetzt genetische Untersuchungen einer großen Gruppe von Affen in Zentralafrika. Demnach haben weibliche Mandrille viel häufiger Nachwuchs von solchen Männchen, die sich in mehreren genetischen Merkmalen deutlich von den eigenen unterscheiden. Tragen Vater und Mutter möglichst unterschiedliche Immun-Gene zum Erbgut des Kindes bei, stärkt das dessen Immunsystem. Außer dem Geruch könnten aber auch noch andere Mechanismen für diese Form der sexuellen Selektion verantwortlich sein, schreiben die britischen und französischen Forscher im "Journal of Evolutionary Biology".

"Mandrille gehören wie die Menschen zu den anthropoiden Primaten. Daher unterstützen unsere Ergebnisse die Vorstellung, dass auch Menschen genetisch kompatible Geschlechtspartner wählen könnten", sagt Joanna Setchell vom Department of Anthropology der Durham University. Sie und ihre Kollegen analysierten Blutproben von etwa 200 Mandrillen, die als geschlossene Gruppe zusammenlebten. Fruchtbare weibliche Tiere paaren sich mit mehreren Männchen, wobei das Weibchen den Partner wählt. Die genetischen Analysen der Blutzellen gaben Aufschluss darüber, wie stark sich die männlichen und weiblichen Tiere in ihren MHC-Genen und anderen Merkmalen des Erbguts voneinander unterschieden. Die Gene des Haupthistokompatibilitätskomplexes (MHC) bestimmen individuelle immunologische Merkmale der Körperzellen und beeinflussen den Körpergeruch - auch beim Menschen.

Es stellte sich heraus, dass ein Männchen mit umso größerer Wahrscheinlichkeit mit einem bestimmten Weibchen Nachwuchs zeugte, je weniger Ähnlichkeit sein Erbgut mit dem des Weibchens aufwies. Offenbar sorgt ein biologischer Mechanismus dafür, dass bevorzugt Paare mit möglichst unterschiedlichen Genen Kinder zeugen. Es wäre nahe liegend, dass der Geruch des Männchens die Partnerwahl des Weibchens bestimmt, sagt Setchell. "Wir wissen noch nichts über die Geruchstoffe des Mandrills, aber wir arbeiten daran." Zur Erklärung wären auch alternative oder zusätzliche selektive Mechanismen denkbar. So könnten nach der Paarung Spermien eines genetisch ähnlichen Männchens vom Weibchen abgestoßen und an der Befruchtung gehindert werden.

Mandrille leben in Gruppen von bis zu 800 Individuen in den tropischen Regenwäldern Zentralafrikas. Zwar hängt der Fortpflanzungserfolg eines Männchens nicht zuletzt von dessen sozialem Rang ab. Aber auch gegenüber einem ranghohen Männchen kann ein Weibchen letztlich selbst entscheiden, ob es zur Paarung bereit ist oder nicht.

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Quelle: "Opposites attract: MHC-associated mate choice in a polygynous primate", Joanna M. Setchell et al.; Journal of Evolutionary Biology, Online-Publikation, DOI: 10.1111/j.1420-9101.2009.01880.x


 

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