Paranoia unter Hummeln
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Hummeln, die auf getarnte Spinnen getroffen sind, schlechter abschneiden, was ihre Effizienz bei der Nahrungssuche betrifft", erklärt Tom Ings von der Queen Mary's School of Biological and Chemical Sciences. Gemeinsam mit seinem Kollegen Lars Chittka hatte er Hummeln in dem künstlichen Äquivalent einer Blumenwiese auf Nektarsuche geschickt und das Verhalten der Insekten beobachtet. Die Tiere trafen dabei auf künstliche Fressfeinde: Roboter-Spinnen schnappten die Hummeln mit Schaumstoff gepolsterten Klammern und hielten sie kurz fest. Die künstlichen Räuber waren dabei entweder deutlich sichtbar oder aber Krabbenspinnen nachempfunden, die in Blüten auf Beute lauern und sich dabei extrem gut tarnen, indem sie ihre Farbe an die Blütenfarbe anpassen. Auch die Kunstspinnen waren kaum zu sehen, weil ihre Farbe dem Hintergrund entsprach.
"Überraschenderweise legen unsere Ergebnisse nahe, dass es eigentlich keinen offensichtlichen Vorteil für die Spinnen hat, getarnt zu sein - zumindest was die Rate des Beutefangs angeht", erläutert Ings. "Die Tarnung der Spinne erhöhte weder die Chancen, eine Hummel zu fangen, noch reduzierte sie die Rate, mit der die Hummeln lernten, die Räuber zu meiden." Diejenigen Hummeln, die von einer der gut getarnten Spinnen gefangen worden waren, verlangsamten ihren folgenden Flug, beobachteten die Biologen. Sie waren weit skeptischer und verzichteten sicherheitshalber mitunter sogar ganz auf den Besuch einer Nektarquelle. Auch wenn sie derart paranoid wertvolle Zeit bei der Futtersuche verloren, erkannten sie dennoch sicherer, ob eine versteckte Spinne anwesend war.