Papier radiert von selbst
"Man stelle sich eine Besprechung im Pentagon vor, bei dem sich geheime Unterlagen an deren Ende von selbst löschen. Es gäbe keine Möglichkeit, sie zu entwenden und an Terroristen zu verkaufen", zeichnet Bartosz A. Grzybowski von der Northwestern University in Evanston ein mögliches Szenario. Zusammen mit seinen Kollegen verteilte er wenige Millionstel Millimeter (Nanometer) kleine Kügelchen aus Gold oder Silber in einem Gel. Eingeschweißt zwischen dünne Kunststofffolien sind die Folien einheitlich rot (Gold) oder gelb (Silber). Wird es jedoch mit ultraviolettem Licht bestrahlt, das durch eine Maske wie bei einem Dia fällt, werden die so projizierten Bilder und Texte sichtbar. Je nach Zusammensetzung der Edelmetallpartikel lassen sich sogar verschiedene Farben erzeugen.
Verantwortlich für diesen Effekt ist ein UV-induziertes Verklumpen der kleinen Nanopartikel zu mindestens zehnmal größeren Aggregaten. Möglich machten das die Forscher mit dünnen Schichten aus einer Azobenzol-Verbindung, die die Nanopartikel umhüllen. Diese langkettigen Moleküle vernetzten einzelne Nanopartikel miteinander, sobald UV-Licht einfiel. Dauerhaft war dieser Effekt jedoch nicht. So verschwanden Schrift und Bilder von selbst nach Minuten bis einigen Stunden, je nach Dauer der ursprünglichen UV-Belichtung. Beschleunigen ließ sich dieses "Ausradieren" mit Wärme oder intensivem, sichtbaren Licht. Schon nach einigen Sekunden war nichts mehr erkennbar und das "Papier" steht für eine weitere Belichtung zur Verfügung.
Mit dieser erfolgreichen Kontrolle der Anzeigezeiten könnte diese Version eines ausradierbaren Papiers tatsächlich spezielle Anwendungen finden. Allerdings wäre wegen der verwendeten Edelmetalle mit hohen Herstellungskosten zu rechnen. Doch das Budget von staatlichen Geheimdiensten würde dies vermutlich nicht sprengen. Der Normalbürger hingegen wird sich wohl weiterhin mit der Zitronensaft-Tinte begnügen.