Neuer Ansatz zur Therapie von Harnwegsinfektionen
"Wenn wir eine Infektion mit Antibiotika behandeln, ist das so, als ob wir eine Bombe fallen lassen würden - fast alles wird ausgelöscht, egal ob nützlich oder schädlich", sagt Jeff Henderson aus der Forschergruppe von Scott Hultgren an der Washington University in St. Louis. Die Wissenschaftler züchteten aus Stuhl- und Urinproben von Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen E. coli-Bakterien an. Dann untersuchten sie mit massenspektrometrischen Methoden, ob sich der Gehalt an Stoffwechselprodukten in den Bakterien aus Urin und Stuhl derselben Patientin unterschieden. Sie stellten fest, dass die Infektionserreger deutlich mehr Yersiniabactin und Salmochelin bildeten. Diese Siderophore helfen den Mikroben, das zum Leben benötigte Eisen aufzunehmen. Sie werden freigesetzt, verbinden sich mit Eisenionen und werden dann wieder aufgenommen.
Nun wollen die Forscher nach Hemmstoffen suchen, die die Produktion der Siderophore verhindern. Es gäbe aber auch die Möglichkeit, durch ein Trojanisches Pferd die Erreger einer Harnwegsinfektion gezielt anzugreifen: "Mit einem Antibiotikum, das wie ein Siderophor aussieht, würden wir nur die Krankheitserreger dazu bringen, das Medikament aufzunehmen, ohne die anderen Bakterien zu schädigen", sagt Henderson. Durch genetische Analysen hätten die Forscher den Unterschied in der Produktion der Siderophoren kaum entdeckt, da an ihrer Synthese mehrere Gene beteiligt sind und einige dieser Gene zwar vorhanden, aber inaktiv sein können.