Neue Super-Waffe gegen Mücken?

Forscher machen mit Computerhilfe eine Reihe vielversprechender Substanzen für neue Abwehrmittel ausfindig - doch noch ist es ein sehr weiter Weg bis zur Marktreife
Mücken halten Abstand von dem mit Repellent getränkten Stoff auf dem Arm von Bernier
Mücken halten Abstand von dem mit Repellent getränkten Stoff auf dem Arm von Bernier
© Greg Allen, U.S. Department of Agriculture, Agricultural Research Service
Washington (USA) - Ein Mückenabwehrmittel deutlich effektiver als das berühmt berüchtigte DEET, aber ohne klebriges Hautgefühl und unangenehmen Geruch, doch dafür gut verträglich? Jetzt stellten amerikanische Forscher eine Reihe potenzieller Abwehrstoffe vor, die sich zumindest in ersten Experimenten tatsächlich als vielversprechend erweisen. Mithilfe eines Computermodells konnten sie zahlreiche Substanzen bestimmen, deren Molekularstruktur auf Mücken abweisend wirken soll, berichteten die Wissenschaftler auf der Jahrestagung der "American Chemical Society" in Washington. Ob die Wirkstoffe tatsächlich ungiftig und gesundheitlich unbedenklich sind, bleibt allerdings zu überprüfen.

"Wenn die Moskitos nicht mal landen, wissen wir, dass ein Repellent sicherlich wirkt", erzählt Ulrich Bernier vom Center for Medical, Agricultural, and Veterinary Entomology in Gainesville. Die Forscher bringen die Testsubstanzen dabei nicht auf der Haut, sondern auf einem Stück Stoff auf. "Wenn die Insekten unschlüssig auf dem mit Stoff bedeckten Arm herumwandern, sind sie nah dran, abgewehrt zu werden. Wenn sie zustechen... auf zum nächsten Repellent." Bisher gilt der Wirkstoff DEET - Kurzform für Diethyltoluamid - als einer der effektivsten zur Abwehr kleiner, lästiger Blutsauger. Um neue, potenziell noch deutlich wirksamere Substanzen mit möglicherweise weniger Nebenwirkungen ausfindig zu machen, hatten die Forscher eine spezielle Software entwickelt. Diese erkennt die strukturellen Eigenschaften einer Chemikalie, welche Insekten erfolgreich auf Abstand halten sollte. Dazu fütterte Berniers Team das Computerprogramm mit den Molekularstrukturen von 150 bereits bekannten Abwehrstoffen. Anhand dieser Informationen erlernte die Software, die chemischen Eigenschaften eines guten Repellents zu erfassen. So etwa überprüften die Forscher 2000 Varianten einer in schwarzem Pfeffer enthaltenen, insektenabwehrenden Komponente.

Die dabei bisher ausfindig gemachten besonders vielversprechenden Kandidaten wirken nicht nur länger als herkömmliche Mittel, sie kleben auch weniger und riechen nicht so unangenehm wie viele Anti-Insektensprays oder -lotionen. Mithilfe des Computermodells identifizierten die Forscher 23 neuartige Substanzen, von denen 10 - auf Stoff aufgetragen - 40 Tage Schutz vor Stechmücken gewährten. DEET schützt auf diese Weise lediglich 17,5 Tage lang, auf die Haut aufgetragen übrigens nur rund 5 Stunden. Die Abwehrwirkung hat Bernier dabei routinemäßig am eigenen Leib getestet: Etwa 500 Stechmücken versuchen jeweils, auf dem Arm des Probanden zu landen und durch einen mit der Testsubstanz getränkten Stoff hindurch an sein Blut zu gelangen.

Für die vielversprechenden Substanzen ist es jedoch ein weiter Weg bis zur Marktreife, noch stehen ihnen zahlreiche toxikologische Tests bevor. "Ganz klar, die Chancen für neue Abwehrprodukte, es auf den Markt zu schaffen, stehen schlecht", erläutert Bernier. "Kommerzielle Verfügbarkeit oberflächlicher Repellents kann Jahre in Anspruch nehmen und es benötigt beträchtliche Investitionen, um dieses Endziel zu erreichen. Die Kosten werden bei mehreren hunderttausend Dollar liegen."

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Recent Developments in Invertebrate and Vertebrate Repellents", Ulrich Bernier et al.; American Chemical Society 238th National Meeting (AGRO 002)


 

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