Neuartiger Impfstoff verhindert Darmkrebsmetastasen
"Wir haben eine neue Klasse von Impfstoffen gegen Tumore entdeckt, die - wie das Kolorektalkarzinom - in den Schleimhäuten entstehen und Metastasen bilden", sagt Scott Waldman vom Krebszentrum der Thomas Jefferson University in Philadelphia. Wenn Schleimhautzellen zu Krebszellen werden, so Waldman, durchbrechen sie die Darmwand und bilden in anderen Organen Tochtergeschwülste. Aber die Krebszellen tragen auf ihrer Oberfläche weiterhin die für Schleimhautzellen typischen Proteine. Eine Impfung mit einem dieser Proteine - dem Enzym Guanylylcyclase C (GCC) - kann eine Immunabwehr auslösen, die gegen die Metastasen gerichtet ist. Die Abwehrreaktionen wirken sich jedoch nicht auf die normalen Zellen der Darmschleimhaut aus, so dass diese nicht durch Autoimmunreaktionen geschädigt werden.
Das ergaben Experimente mit Mäusen, denen Darmkrebszellen injiziert wurden. Vorher oder nachher, das heißt prophylaktisch oder therapeutisch, erhielten die Tiere den Impfstoff über gentechnisch veränderte Viren, die das GCC-Gen in die Körperzellen einschleusten und damit die Produktion des Darmzellenzyms anregten. Die geimpften Mäuse entwickelten im Vergleich zu ungeimpften Tieren 90 Prozent weniger Metastasen in der Leber und 75 Prozent weniger in der Lunge. Ihre Lebenszeit verlängerte sich dadurch von 29 auf 38 Tage. "Die Zielgruppe für eine solche Impfung sind Patienten, die nach Krebsoperation und Chemotherapie zunächst tumorfrei sind", sagt Waldman. Die Krebsimpfung könnte ihnen helfen, ein späteres erneutes Tumorwachstum zu verhindern. Die Entwicklung ähnlicher Impfstoffe wäre auch bei anderen Krebsformen möglich, die aus Schleimhautzellen entstehen. Dazu zählen unter anderem Lungen-, Brust- und Blasenkrebs.