Nach der Transplantation: DNA-Bluttest lässt Abstoßung frühzeitig erkennen
"Bei Herztransplantationen sind im ersten Jahr nach der Operation mindestens zwölf Gewebebiopsien nötig und danach noch etwa vier Jahre lang jährlich 2-3 weitere", sagt Hannah Valantine von der Stanford University. Die Gewebeproben des übertragenen Organs lassen im herkömmlichen Verfahren erkennen, ob das Immunsystem das fremde Gewebe toleriert oder nicht. Wenn die Immunzellen beginnen, das Organ anzugreifen, wird DNA des Organspenders aus zerstörten Zellen freigesetzt. Das ermöglicht ein genetisches, nicht-invasives Verfahren zur Kontrolle dieses Prozesses. "Eine Organtransplantation kann man auch auffassen als Transplantation eines Genoms: Im Körper des Patienten befindet sich dann auch Erbgut eines anderen Menschen", sagt Stephen Quake, neben Valantine der zweite leitende Wissenschaftler des Projekts.
Das Forscherteam entwickelte deshalb eine quantitative Methode der DNA-Analyse, die es erlaubt, aufgrund bestimmter Sequenzen Fremd-DNA von körpereigener DNA in einem Gemisch zu unterscheiden. So ermittelten die Forscher bei sieben Patienten den prozentualen Anteil von Spender-DNA an der gesamten freien DNA in Blutproben nach einer Herztransplantation. Blieb dieser Wert unter einem Prozent, nahm der Körper das Organ an. Stieg der Wert auf 3-4 Prozent, traten starke Abstoßungsreaktionen auf. "In allen diesen Fällen erhöhte sich der Gehalt an Spender-DNA im Blut, schon bevor die Biopsie Zeichen einer Abstoßung erkennen ließ", sagt Valantine. Eine erhöhte Dosis von Medikamenten, welche Immunreaktionen unterdrücken, bewirkte, dass auch der Gehalt an Spender-DNA im Blut sank.
Bisher konnten DNA-Tests in Blutproben zur Kontrolle der Abstoßung nur bei weiblichen Patienten durchgeführt werden, denen das Organ eines Mannes verpflanzt wurde. Dabei lieferte der Nachweis von DNA des Y-Chromosoms, das nur im Erbgut von Männern vorkommt, einen Hinweis auf Erfolg oder Misserfolg der Transplantation. Der neue genetische Bluttest ist unabhängig vom Geschlecht des Spenders und Empfängers und auch nach Nieren- und Lungentransplantationen einsetzbar. Er würde nicht nur die Belastung der Patienten durch Biopsien verringern, sondern könnte auch die Dosierung immunsuppressiver Medikamente besser an den wirklichen Bedarf anpassen und so helfen, deren Nebenwirkungen zu vermindern. Zunächst aber müssen größere Studien die Zuverlässigkeit des Verfahrens bestätigen.