Mikro-RNA lässt Lebertumore schrumpfen

Die Übertragung von Mikro-RNA mithilfe von Viren löst den programmierten Zelltod von Krebszellen aus
Mäuseleber mit Tumoren (links) und nach Behandlung mit Mikro-RNA (rechts)
Mäuseleber mit Tumoren (links) und nach Behandlung mit Mikro-RNA (rechts)
© Johns Hopkins Medicine
Baltimore / Columbus (USA) - Mikro-RNAs sind kleine Nukleinsäuremoleküle, die zahlreiche Gene regulieren. Bei vielen Krebsarten ist der normale Spiegel einiger Mikro-RNAs in den Zellen stark abgesunken. Jetzt konnten amerikanische Forscher erstmals im Tierversuch zeigen, dass die Zufuhr einer solchen Nukleinsäure in die Krebszellen Leberzellkarzinome zum Schrumpfen bringt. Auch bei anderen Krebserkrankungen könnte diese neue Form der Gentherapie erfolgreich sein, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Cell".

"Unsere Arbeit könnte ganz generell therapeutische Strategien ermöglichen, die darauf beruhen, den Mikro-RNA-Spiegel in kranken Geweben wieder zu normalisieren", sagt Joshua Mendell von der Johns Hopkins University in Baltimore. In Zusammenarbeit mit Forschern des Nationwide Children's Hospital in Columbus nutzte er Adeno-assoziierte Viren (AAV) als Genfähren, die das Gen für die Mikro-RNA miR-26a in Krebszellen einschleusten. miR-26a wird von vielen Arten von Tumorzellen nur noch in geringem Maß, von normalen Körperzellen dagegen in großer Menge gebildet. Injektionen dieser Viren in Mäuse mit Leberzellkarzinom ließen Krebszellen innerhalb von drei Wochen absterben. Einige der Tumore bildeten sich vollständig zurück. In anderen Fällen nahmen Zahl und Größe der Tumoren stark ab. Normale Zellen wurden nicht geschädigt, wahrscheinlich da sie sowieso große Mengen dieser Mikro-RNA bilden.

"Praktisch alle untersuchten Tumortypen zeigen eine gestörte Produktion von Mikro-RNAs", so Mendell. Daher sei diese Form der Therapie wahrscheinlich auch bei anderen Tumoren wirksam. Jetzt wäre es wichtig, weitere Mikro-RNAs zu identifizieren, die für einen solchen Einsatz geeignet sind. Außerdem müsse man nach neuen Wegen suchen, die therapeutische Nukleinsäure mit großer Effizienz in die Zielzellen zu bringen. Als Alternative zu den Viren müssten dazu vielleicht andere Transportvehikel wie zum Beispiel Nanopartikel getestet werden.

Mendell schätzt, dass die Zahl der verschiedenen Mikro-RNAs in menschlichen Zellen zwischen 500 und 1000 liegt. In den meisten Fällen ist deren jeweilige Funktion noch nicht bekannt. Indem sie die Aktivität zahlreicher Gene regulieren, steuern die Mikro-RNAs Wachstum und Entwicklung von Zellen. Ist ihre Produktion gestört, könnte das Krebs und andere Krankheiten auslösen.

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Quelle: "Therapeutic microRNA Delivery Suppresses Tumorigenesis in a Murine Liver Cancer Model", Janaiah Kota et al., Cell, Vol. 137, p. 1005


 

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