Maul- und Klauenseuche nur kurz ansteckend

"Was wir über die Maul- und Klauenseuche zu wissen glaubten, ist nicht vollständig zutreffend", sagt Studienleiter Mark Woolhouse von der Universität Edinburgh. "Also könnte das, was wir über menschliche Influenza und andere infektiöse Krankheitserreger zu wissen glauben, ebenfalls nicht völlig korrekt sein." Ausgelöst durch das Maul-und-Klauenseuche-Virus (MKSV) befällt die meldepflichtige Tierseuche Paarhufer wie Rinder, Schweine und Schafe. Ein bestätigter Fall zieht nicht selten vorbeugende Tötungen ganzer Tierbestände nach sich.
Zwtl: Übertragungsrate zwischen Individuen überprüft
Die Forscher hatten Experimente mit Rindern durchgeführt, um präzise auszumachen, wie lange die Inkubationszeit - die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome - sowie die Phase dauert, in der der Infekt tatsächlich ansteckend ist. Dazu infizierten sie einzelne Tiere mit dem Virus und beobachteten, wie der Erreger auf andere Artgenossen übertragen wurde, wenn sich ein krankes Rind für acht Stunden in unmittelbarer Nähe eines gesunden aufhielt. Bisherige Studien waren anderes angelegt, hatten die Übertragungsraten in ganzen Gruppen und nicht bei einzelnen Individuen untersucht.
In 28 Versuchen, gesunde Kühe mit dem Infekt anzustecken, beobachteten die Forscher lediglich 8 erfolgreiche Fälle einer Übertragung des Virus. Aus ihren Beobachtungen schließen sie, dass es nur ein relativ kurzes Zeitfenster von etwa 1,7 Tagen gibt, in dem die Krankheit wirklich übertragbar ist - etwa einen halben Tag nachdem Symptome auftreten. Woolhouse und seine Kollegen halten es für sinnvoll, praktische Methoden zu entwickeln, mit denen die Maul- und Klauenseuche sicher diagnostiziert werden kann, noch bevor erste Anzeichen der Krankheit bemerkbar sind. Wäre dies nämlich schon etwa 24 Stunden zuvor möglich, hätte ein Landwirt genügend Zeit, infizierte Tiere zu isolieren, bevor sie das Virus weiter übertragen können. Massennotschlachtungen könnten so vermieden werden. Bisherige Methoden weisen zum Beispiel das Virus im Blut nach. Das aber berücksichtigt nicht den klinischen Stand der Infektion des Tieres, so Woolhouse, und lässt damit einen ganz entscheidenden Punkt außer Acht: "Man kann sich vorstellen, dass die klinischen Anzeichen einer Virusinfektion - die Symptome wie zum Beispiel Niesen - irgendwas mit seiner Übertragung zu tun haben."
Zwtl: Wissen über andere Infektionen auch unvollständig?
Die Studie wirft auch die Frage auf, wie es um das Wissen über andere ansteckende Krankheiten bestellt ist. Ähnliche Untersuchungen könnten viel über weitere Infektionen und deren Übertragung preisgeben. "Wir müssen dringend andere Infekte einschätzen", sagt Woolhouse. Bis das geschehen sei, könne man nicht beurteilen, wie effektiv Kontrollmechanismen wie etwa Quarantäne, Vorbeugung, antivirale Mittel oder vorbeugende Schlachtungen überhaupt sind.