Männlein, Weiblein, Senior: Die optimale Ernährung für alle gibt es nicht

Geschlecht und Alter beeinflussen die individuellen Ernährungsbedürfnisse
Der Gemüsegärtner
Der Gemüsegärtner
© Giuseppe Arcimboldo
Sydney (Australien) - Für jedes Lebewesen hat die Ernährung einen großen Einfluss auf die biologische Fitness, die sich als Lebensdauer und Vermehrungsrate messen lässt. Am Beispiel von Grillen haben amerikanische Forscher untersucht, ob sich männliche und weibliche Tiere in der Art von Nahrung unterscheiden, die für ihre Fitness optimal ist. Zwar profitierten beide Geschlechter von einer Kohlenhydrat-reichen und Protein-armen Kost, wenn es um eine maximale Lebensspanne geht. Für den Fortpflanzungserfolg wirkte sich dagegen bei den männlichen Grillen ein deutlich höheres Verhältnis zwischen Kohlenhydraten und Proteinen vorteilhafter aus als bei den weiblichen Tieren. Auch bei den Empfehlungen für eine gesunde menschliche Ernährung müsste - neben dem Alter - das Geschlecht stärker als bisher berücksichtigt werden, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Current Biology".

"Um die richtige Ernährung zu wählen, müssen wir mehr auf individuelle Merkmale wie das Geschlecht und die Lebensphase achten", sagt Robert Brooks von der University of New South Wales in Sydney. Er und seine Kollegen fütterten australische Grillen (Teleogryllus commodus) mit verschiedener Nahrung, die sich in ihrem Gehalt an Kohlenhydraten und Proteinen unterschied. Die männlichen Tiere vermehrten sich am stärksten, wenn sie mit Kohlenhydraten und Proteinen im Mengenverhältnis von 8 : 1 gefüttert wurden. Für die Weibchen war die biologische Fitness am größten, wenn beide Nährstoffe in gleichen Mengen konsumiert wurden. Trotzdem entschieden sich bei freier Futterwahl beide Geschlechter für eine Kost, die sich nur wenig voneinander unterschied. Die Evolution führte also in der Ernährung zu einem Kompromiss, der für Weibchen und Männchen nicht der jeweils optimalen Nahrungszusammensetzung entsprach.

"Männer und Frauen investieren auf unterschiedliche Weise in ihre Fortpflanzung. Dieser Unterschied ist beim Menschen sogar noch ausgeprägter als der zwischen männlichen und weiblichen Grillen", sagt Brooks. Zusätzlich zu bedenken sei, dass beispielsweise die Nahrungsbedürfnisse einer Frau in der Schwangerschaft völlig andere seien als die nach den Wechseljahren. Aber wie bei den Grillen könnten die tatsächlich vorhandenen ähnlichen Nahrungsvorlieben von Männern und Frauen ein Kompromiss zwischen den jeweils optimalen Ernährungsweisen beider Geschlechter sein.

University of New South Wales
Quelle: "Sex-Specific Fitness Effects of Nutrient Intake on Reproduction and Lifespan", Alexei A. Maklakov et al., Current Biology, Vol. 18, p. 1 (2008), DOI: 10.1016/j.cub.2008.06.059


 

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