Machtkämpfe unter Königinnen
"Diese Ameisen leben an hochgelegenen Gebirgshängen, was die Ausbreitung und Gründung neuer Kolonien erschwert. Unter diesen Umständen kann eine Kolonie nicht mehr als eine Königin versorgen", erklärt Jürgen Trettin von der Universität Regensburg. Sein Forscherteam beobachtete zwölf kleine Kolonien von Knotenameisen der Art Leptothorax acervorum in zwei Gebirgsregionen Zentralspaniens. Jede Kolonie bestand aus 15 bis 60 Arbeiterinnen und 4 bis 7 Königinnen. Nur jeweils eine Königin verfügte über funktionsfähige Eierstöcke, bei den anderen waren sie zurückgebildet. Dieselbe Ameisenart ist auch in europäischen Wäldern verbreitet. Aber dort tragen mehrere Königinnen in einer Kolonie zur Vermehrung bei.
Bei den spanischen Ameisen hingegen waren die Königinnen eines Nestes untereinander häufig in Kämpfe verwickelt und wurden ähnlich oft auch von Arbeiterinnen angegriffen. Die Kämpfe der Königinnen miteinander bestanden in ritualisiertem "Antennenboxen" und Drohen mit den Kiefern. Allein aus dem Ergebnis dieser Auseinandersetzungen konnten die Forscher zuverlässig auf die dominierende Königin schließen. Auf noch unbekannte Weise erkennen die Arbeiterinnen die unterlegenen Königinnen. Diese werden weniger umsorgt als die Siegerin und öfter attackiert - manchmal sogar aus dem Nest vertrieben oder getötet. Damit stabilisieren die Arbeiterinnen die Hierarchie in der Kolonie und ermöglichen das Überleben bei begrenzten Ressourcen.