Machtkämpfe unter Königinnen

Manche Ameisen stabilisieren die Hierarchie in der Kolonie, indem die Arbeiterinnen die Siegerin ritualisierter Kämpfe unterstützen
Leptothorax acervorum: Eine Arbeiterin beißt eine Königin.
Leptothorax acervorum: Eine Arbeiterin beißt eine Königin.
© Jürgen Trettin
Regensburg - In einer Ameisenkolonie können zwar mehrere Königinnen leben. Aber wenn die Umweltbedingungen ungünstig sind, ist es manchmal vorteilhaft, dass nur eine der Königinnen Eier produziert. Deutsche Forscher haben jetzt untersucht, wie eine Königin diese ranghöchste Position erreicht. Ausschlaggebend sind ritualisierte Kämpfe zwischen den Rivalinnen. Zusätzlich wird die Siegerin dann durch bevorzugte Behandlung der Arbeiterinnen aktiv unterstützt, berichten die Biologen im Fachblatt "BMC Ecology". Wie die Arbeiterinnen die überlegene Königin von den anderen unterscheiden, ist noch nicht bekannt.

"Diese Ameisen leben an hochgelegenen Gebirgshängen, was die Ausbreitung und Gründung neuer Kolonien erschwert. Unter diesen Umständen kann eine Kolonie nicht mehr als eine Königin versorgen", erklärt Jürgen Trettin von der Universität Regensburg. Sein Forscherteam beobachtete zwölf kleine Kolonien von Knotenameisen der Art Leptothorax acervorum in zwei Gebirgsregionen Zentralspaniens. Jede Kolonie bestand aus 15 bis 60 Arbeiterinnen und 4 bis 7 Königinnen. Nur jeweils eine Königin verfügte über funktionsfähige Eierstöcke, bei den anderen waren sie zurückgebildet. Dieselbe Ameisenart ist auch in europäischen Wäldern verbreitet. Aber dort tragen mehrere Königinnen in einer Kolonie zur Vermehrung bei.

Bei den spanischen Ameisen hingegen waren die Königinnen eines Nestes untereinander häufig in Kämpfe verwickelt und wurden ähnlich oft auch von Arbeiterinnen angegriffen. Die Kämpfe der Königinnen miteinander bestanden in ritualisiertem "Antennenboxen" und Drohen mit den Kiefern. Allein aus dem Ergebnis dieser Auseinandersetzungen konnten die Forscher zuverlässig auf die dominierende Königin schließen. Auf noch unbekannte Weise erkennen die Arbeiterinnen die unterlegenen Königinnen. Diese werden weniger umsorgt als die Siegerin und öfter attackiert - manchmal sogar aus dem Nest vertrieben oder getötet. Damit stabilisieren die Arbeiterinnen die Hierarchie in der Kolonie und ermöglichen das Überleben bei begrenzten Ressourcen.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Queen dominance and worker policing control reproduction in a threatened ant", Jürgen Trettin et al.; BMC Ecology (im Druck), http://www.biomedcentral.com/bmcecol/


 

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