Liebe macht dümmer - zumindest Meerschweinchen

Tiere, die im Paar leben, lernen im Gegensatz zu allein lebenden Artgenossen in Irrgarten-Experimenten nicht dazu
Wien (Österreich) - Liebe macht blind - oder vielleicht auch einfach nur dümmer? Das zumindest legen Versuche Wiener Biologen nahe: Meerschweinchen, die zusammen mit einem Partner leben, schneiden in Labyrinth-Experimenten, die Lernleistung und Erinnerungsvermögen testen, deutlich schlechter ab als allein lebende Artgenossen. Eine mögliche Rolle könnte eine höhere Stressbelastung bei Pärchen spielen, was die Werte des Nebennierenhormons Cortisol vermuten lassen, berichten die Forscher im Fachblatt "Physiology & Behavior".

"Einzeln gehaltene Meerschweinchen wiesen vor dem Experiment wesentlich geringere Werte als Paare auf. Dies deutet auf einen weniger stark belasteten Hippocampus - den Ort im Gehirn, an dem Informationen verschiedener sensorischer Systeme zusammenlaufen - und damit bessere Verarbeitung räumlicher Information hin", erklärt Ivo Machatschke von der Universität Wien. "Durch die gesteigerte Ausschüttung und das Zusammenspiel verschiedenster Hormone und Neurotransmitter werden Verhalten und Kognition stark beeinflusst." Gemeinsam mit seinen Kollegen hatte der Verhaltensbiologe bei Meerschweinchen untersucht, ob es sich auf Lern- und Gedächtnisleistungen auswirkt, einzeln oder gemeinsam als Paar zu leben. Nachdem die Nager eine Zeit lang entweder alleine oder gemeinsam gehalten worden waren, testeten die Biologen die Leistungen der Nager in einem Irrgarten, in dem die Tiere lernen sollten, einen an einer bestimmten Stelle platzierten Leckerbissen zu finden.

Die Fähigkeiten von Single-Meerschweinchen verbesserten sich in den Tests, stellten die Forscher fest. "Sowohl die Zahl der Fehler als auch die Zeit, die die Tiere benötigten, um zum Köder zu gelangen, verringerte sich", erzählt Machatschke. "Hingegen gab es bei verpaarten Meerschweinchen keine Verbesserung." Letztere konnten die räumlichen Informationen zwar durchaus ebenfalls erarbeiten und auch behalten, lagen aber in ihren Leistungen unter denen der einzeln gehaltenen Meerschweinchen.

Langfristig kann das Single-Dasein allerdings wiederum Nachteile mit sich bringen. So zeigen Verhaltensversuche an Ratten und Mäusen, dass Lern- und Gedächtnisleistungen von einem intakten sozialen Umfeld profitieren. In Isolation aufgewachsene Nager schneiden dagegen deutlich schlechter ab.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Spatial learning and memory differs between single and cohabitated guinea pigs", Ivo H. Machatschke, et al; Physiology & Behavior (Vol. 102, S. 311)


 

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