Leben in der Wüste: Mikroben gewinnen Wasser aus Gestein
„Mikroben in der Atacama-Wüste nutzen das Gestein nicht nur, um sich vor der extremen Sonnenstrahlung zu schützen, sondern auch als Wasserquelle“, schreiben die Wissenschaftler um David Kisailus von der University of California in Riverside. Das in Gesteinsbrocken enthaltene Gips, auch Gipsspat genannt, liegt in einer Gitterstruktur aus Kalziumsulfat und Wasser vor (CaSO4 x 2H2O). Bei hoher Temperatur und sauren pH-Werten können sich Wassermoleküle aus dem Kristall lösen, so dass der Gips in die Form des Anhydrits übergeht.
Diese Umwandlung machen sich Cyanobakterien zunutze, indem sie im Inneren des Minerals die Kristallflächen mit einem Biofilm überziehen und darin organische Säuren freisetzen, die das Kristallwasser verfügbar machen. Durch spektroskopische und mikroskopische Analysen von Gesteinsproben konnten die Forscher nachweisen, dass wasserfreies Gips-Anhydrit nur dort vorlag, wo die Bakterien gewachsen waren. Wie Laborexperimente ergaben, veränderte sich die Kristallstruktur des Minerals nach 30 Tagen nur dann, wenn die Bakterien bei völliger Trockenheit mit den Steinen kultiviert wurden. Je höher die Bakteriendichte im Stein, desto größer war die Freisetzung des Kristallwassers. Stand den Bakterien Nährlösung zur Verfügung, blieben die Gipskristalle in ihrer wasserhaltigen Form unverändert erhalten. Nach Ansicht der Autoren könnten ihre Ergebnisse für die Entwicklung von Wasserspeichertechnologien nützlich sein – zum Einsatz in extremen, vielleicht auch extraterrestrischen, Lebensräumen.