Lauschangriff auf verstopfte Pipelines

Ein simpler Trick soll teure Verstopfungen bei der Rohölförderung einsparen
Trondheim (Norwegen) - Frisches Rohöl aus der Lagerstätte fließt in warmen Wüstenländern flüssig aus dem Rohr - doch in kälteren Umgebungen wie unter Hochseeplattformen kann das Öl klumpen und schon mal die Pipeline verstopfen. Bisher schicken Ingenieure dann Inspektionsroboter grob passender Größe das Förderrohr hinunter, um den verstopfenden Brocken zu finden und zu beseitigen. Weil dies manchmal schiefgeht und teils sogar die ganze Pipeline millionenschwer ersetzt werden muss, hat ein norwegischer Geophysiker jetzt ein simples Ersatzverfahren entwickelt: Er misst die Druckpulse, die das steckenbleibende Öl aussendet. Das verrät ihm nicht nur den Ort, sondern auch das Ausmaß der Blockade, so dass die Förderingenieure einen Reinigungsroboter in exakt passender Größe hinunterschicken können.

"Ich habe immer die Nadel der Druckanzeige flattern sehen und war neugierig, warum sie das tat", erklärt Jon Steinar Gudmundsson von der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU) gegenüber dem Portal PhysicsWorld. Der Forscher hatte lange Jahre an heißen Quellen in Island gearbeitet und dort die Druckveränderungen des aufsteigenden Wassers beobachtet. In Sachen Öl untersuchte er nun die modernen Druckwandler auf mehreren norwegischen Ölplattformen und stellte fest: Die Druckschwankungen des Ölflusses ließen sich quantifizieren und für weitere Schlussfolgerungen nutzen. Wenn das Ventil am Ende des Rohrs abrupt geschlossen wird, stoppt dies das Öl, das vom Druck des Ozeans auf den Meeresboden nach oben gepresst wird. Das löst einen Druckpuls im Öl aus, der mit Schallgeschwindigkeit das Rohr hinunterläuft, so Gudmundsson.

Auf seinem Weg nach unten erzeugt dieser Puls indirekt neue Druckpulse, die ihrerseits in Richtung Ventil das Rohr wieder hinaufsteigen und den Druck am Ventil stetig erhöhen. Falls jedoch ein Blockade im Weg liegt, so erhöht sich der Druck zusätzlich und unregelmäßig. Gudmundssons Methode platziert einen Drucksensor unter das Ventil, der aus der Ankunftszeit des Druckpeaks und dessen Intensität auf die Position und die Größe der Blockade schließen lässt.

NTNU, PhysicsWorld
Quelle: NTNU, PhysicsWorld


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg