Langer Hebel für fallende Eidechsen
„Es ist nicht direkt offensichtlich, welchen Mechanismus ein Tier nutzt, um sich in der Luft aufzurichten und ein Über-Kopf-Fallen zu korrigieren“, erklärte Ardian Jusufi, Hauptautor der Studie und Doktorand an der University of California, Berkeley. „Je nach Körpergröße, Morphologie und Massenverteilung gibt es viele Strategien für Tiere, dies zu bewerkstelligen.“ Für Eidechsen und vermutlich andere Tiere mit vergleichsweise langen Schwänzen ist der Fall nun offenbar geklärt. Jusufi und seine Kollegen der Abteilung für Integrative Biologie hatten Hochgeschwindigkeitsvideos von zwei verbreiteten kleinen Echsenarten aufgenommen, dem Saumschwanz-Hausgecko und dem Rotkehl-Anolis. Die Analyse zeigte, dass beide Echsen ihren Schwanz gezielt in eine Richtung schwingen, um den Körper in die andere Richtung zu drehen.
Dabei muss der Gecko seinen kürzeren Schwanz – bezogen auf die Körperlänge – in einem größeren Winkel vom Körper abstrecken, während der Anolis mit doppelt so langem Schwanz weniger heftige Bewegungen mit kleinerem Winkel benötigt. Aus den Beobachtungen der fallenden Körper erstellte Jusufis Team ein dreidimensionales mathematisches Modell, das wiederum zu einem schlichten zweiteiligen Roboter führte. Der „RightingBot“, der „AufrichtRoboter“, besteht aus einem starren Körper, Schwanz und einem Gelenk, das beides miteinander verbindet. Er war in den Fallexperimenten tatsächlich in der Lage, sich mit einem Schlag des Schwanzes mitten in der Luft aufzurichten. Er könnte als Vorbild für künftige, sich stabilisierende Luft- oder Land-Roboter dienen, die Gefahr laufen, in unwegsamem Gelände abzustürzen, so Jusufi. Eidechsen geschieht das in ihrer natürlichen Umgebung nicht nur beim Kampf ums Territorium, sondern auch auf der Nahrungssuche oder gar beim Liebesakt.
Andere Veröffentlichungen zum RightingBot: “Aerial righting reflexes in flightless animals”, A. Jusufi, Y. Zeng, R.J. Full, R. Dudley; Integrative and Comparative Biology, Vol. 51 (6): S. 937-943.
“Righting and turning in mid-air using appendage inertia: reptile tails, analytical models and bio-inspired robots”, A. Jusufi, D.T. Kawano, T. Libby, R.J. Full. IOP Bioinspiration & Biomimetics, Vol. 5 (4), S. 045001.