Lakritz-Süßstoff gegen Darmkrebs
"Wir halten das für eine neuartige Strategie zur Chemoprävention und Therapie des kolorektalen Karzinoms", erklären Raymond Harris und seine Kollegen von der Vanderbilt University in Nashville. Es ist seit Langem bekannt, dass eine verstärkte Aktivität des Enzyms Cox-2 im Darm die Bildung von Darmpolypen begünstigt, die sich zu Karzinomen weiterentwickeln können. Durch Cox-2-Hemmer wie Ibuprofen oder Vioxx und Celebrex lässt sich zwar das Krebsrisiko senken. Diese Medikamente wirken aber nicht nur im Darm, sondern im ganzen Körper. Daher kommt es bei längerer Behandlung zu gefährlichen Schädigungen von Magenschleimhaut oder Blutgefäßen, so dass solche Mittel nicht dauerhaft präventiv eingenommen werden dürfen.
Die Forscher konnten nun in Experimenten mit Mäusen zeigen, dass die Hemmung des Enzyms 11-beta-HSD2 (11-beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-2), das nur in Darm und Nieren vorkommt, indirekt auch das Cox-2-Enzym blockiert. Diese Wirkung hatte der Lakritz-Süßstoff Glycyrrhizinsäure. Wurden genetisch vorbelastete Mäuse damit behandelt, bildeten sich keine Darmpolypen mehr und die Tiere erkrankten nicht mehr an Darmkrebs. Dabei traten keine erkennbaren Schäden auf. Die Unschädlichkeit einer Langzeitbehandlung müsste allerdings in klinischen Studien noch überprüft werden, so die Autoren. Es sei zu bedenken, dass das blockierte Enzym nicht ausschließlich im Darm, sondern auch in den Nieren vorhanden ist, schreiben Paul Stewart und Stephen Prescott in einem begleitenden Kommentar. Es könnte daher notwendig sein, nach besseren, selektiven Hemmstoffen zu suchen, die wirklich nur im Darm wirksam werden. Arbeiten dazu sind bereits im Gange.
Kommentar: "Can licorice lick colon cancer?", Paul M. Stewart, Stephen M. Prescott; Journal of Clinical Investigation, Online-Publikation, doi:10.1172/JCI38936