Lady in Red: Männer geben bei Rot mehr Trinkgeld
„Da die rote Farbe keinen negativen Effekt auf weibliche Kunden hat, könnte es für Kellnerinnen interessant sein, zur Arbeit rote Kleidung zu tragen“, schreiben Nicolas Guéguen und Céline Jacob von der Université de Bretagne-Sud. Die Sozialwissenschaftler hatten insgesamt elf Kellnerinnen in fünf Restaurants instruiert: Sie sollten beim Mittagsmenü, ohne das Ziel der Studie zu kennen, über sechs Wochen hinweg abwechselnd ein gleiches T-Shirt in verschiedenen Farben tragen. Schwarz, Weiß, Blau, Rot, Grün und Gelb standen zur Auswahl. Ansonsten sollten die Frauen zwischen 19 und 26 Jahren weder Schmuck noch Make-up verwenden, ihre Kunden wie immer behandeln und notieren, wie viel Trinkgeld sie von wem erhielten. Die Forscher wollten in ihrer Studie die Ergebnisse anderer Untersuchungen näher beleuchten: Diese hatten einerseits ergeben, dass hübschere, adrettere und vollbusigere Kellnerinnen von Männern mehr Trinkgeld bekommen. Andererseits lehrt die Verhaltenspsychologie, dass die Farbe Rot Frauen attraktiver wirken lässt und Männern einen scheinbar höheren sozialen Status verleiht.
Das Ergebnis der französischen Studie war eindeutig: Die rund 400 männlichen Gäste ließen im Untersuchungszeitraum bei roten T-Shirts zwischen 14,6 und 26,1 Prozent mehr Trinkgeld springen als bei den anderen Farben. Das ist besonders auffällig, da regelmäßiges Trinkgeld in Frankreich eigentlich unüblich ist – die Rechnung enthält bereits zwölf Prozent Bedienzuschlag. Die rund 300 weiblichen Gäste hingegen ließen sich von der Kleidungsfarbe der Kellnerin nicht beeinflussen. Allerdings hatten britische Forscher vor zwei Jahren feststellt, dass Männer vor rotem Hintergrund oder rotgekleidet auf Frauen begeherensewerter wirken. Deshalb vermuten Guéguen und Jacob, dass auch männliche Kellner von roter Arbeitskleidung finanziell profitieren könnten.