Krebsmittel Avastin hemmt auch Wachstum von Eierstocktumoren

In Kombination mit der üblichen Chemotherapie erhöht der Wirkstoff die Erfolgschancen einer Behandlung
Philadelphia (USA)/Toronto (Kanada) - Spezielle Antikörper können als zielgerichtete Wirkstoffe die Effektivität der üblichen Chemotherapie bei Krebserkrankungen verbessern. Jetzt haben US-amerikanische und kanadische Mediziner den Antikörper Bevacizumab (Handelsname Avastin) in zwei Großstudien zur Behandlung von fortgeschrittenem Eierstockkrebs eingesetzt. Verglichen mit der Standardtherapie wurde dadurch das Tumorwachstum stärker gebremst und das Fortschreiten der Krankheit verzögert, berichten die Forscher im „New England Journal of Medicine”. Avastin inaktiviert den Wachstumsfaktor VEGF, der von manchen Tumoren freigesetzt wird. Er regt das Wachstum neuer Blutgefäße an, die der wachsende Tumor benötigt, um sich mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen.

„Diese Strategie könnte sich als ein dritter wichtiger Bestandteil der Behandlung von Eierstockkrebs und verwandter Krankheiten erweisen“, sagt Robert Burger vom Fox Chase Cancer Center in Philadelphia. Bisher erhalten Patientinnen nach der chirurgischen Tumorentfernung nur eine Chemotherapie. Oft beginnen aber verbliebene Krebszellen später erneut, sich zu vermehren. Burger leitete eine Studie, an der 1873 Frauen mit Eierstockkrebs im fortgeschrittenen Stadium teilnahmen. Zwei Gruppen wurden zunächst gleichzeitig mit Avastin und einer Chemotherapie behandelt. Eine davon erhielt auch nach Absetzen des normalen Krebsmittels noch bis zu zehn Monate lang Avastin. Der dritten Gruppe wurde während der Chemotherapie und danach lediglich ein Placebo verabreicht. Der länger andauernde Einsatz von Avastin verzögerte ein erneut einsetzendes Tumorwachstum um insgesamt 14 Monate. In der Placebogruppe begann das Wachstum bereits nach 10 Monaten, nach der Avastin-Kurztherapie waren es 11 Monate.

Ähnliche Ergebnisse erzielten Mediziner in einer kanadischen Studie mit 1.528 Patientinnen. Die Frauen erhielten ein Jahr lang alle drei Wochen eine Avastin-Dosis, die aber nur halb so hoch war wie in der erstgenannten Studie. Die Behandlung verzögerte das Krebswachstum – je nach Krankheitsstadium – um zwei bis sechs Monate. Ob eine noch längere Avastin-Therapie den Erfolg weiter verbessern würde, müssten neue Untersuchungen zeigen, sagte Amit Oza von der University of Toronto, ein Mitglied des Forscherteams. Für die Therapie anderer Krebsarten, darunter Darm-, Lungen- und Hirntumoren, ist Avastin bereits zugelassen.

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Quelle: New England Journal of Medicine, Ausgabe vom 29.12.2011


 

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